NEUES LEITMOTIV

XI New Paradigm Workshop: Die Rückkehr der Good Jobs in Zeiten von Krieg und Inflation

Der nächste Workshop dreht sich um "Good Jobs". Mit Dani Rodrik, Jörg Kukies, Jutta Allmendinger, Anton Korinek, Jens Südekum und vielen mehr.

VON

DAVID KLÄFFLING

VERÖFFENTLICHT

28. SEPTEMBER 2022

LESEDAUER

6 MIN

XI. New Paradigm Workshop

The President has made good, middle-class jobs – with equity and access for all – the heart of his economic agenda. The Good Jobs Initiative is an effort, led by the Department of Labor, to make sure we deliver on that goal in everything we do.
Arbeitsminister US-Regierung Martin J. Walsh, 21. Januar 2022

Dass Arbeit für viele Menschen mehr bedeutet, als reiner Broterwerb, ist jenseits von neoklassischen Arbeitsmarktmodellen, in denen Arbeitszeit mit Arbeitsleid gleichgesetzt wird, eher unumstritten. Arbeit schafft gesellschaftliche Teilhabe, kann erfüllend wirken, ist für manche gar die Grundlage allen menschlichen Fortschritts¹.

Doch auf nicht jede Form von Arbeit treffen diese positiven Eigenschaften zu. Nachdem in Deutschland der Niedriglohnsektor zwischen 1995 und 2008 stark angewachsen ist, stagniert er seitdem bei ungefähr einem Viertel aller Beschäftigungsverhältnisse. Zusammen mit der geringen Lohnmobilität führt das für viele zu einer Art Niedriglohnfalle. Mindestlohn und prä-pandemischer Aufschwung ließen die Reallöhne steigen und die Arbeitslosigkeit auf Rekordtiefen sinken. Warum diesen Zahlen jedoch nicht uneingeschränkt zu trauen ist, legt David Blanchflower in seinem Buch Not Working: Where Have All the Good Jobs Gone? dar. Denn Unterbeschäftigte – all diejenigen, die keine Vollzeitbeschäftigung zu einem angemessenen Lohn finden – tauchen in den Arbeitslosenstatistiken gar nicht auf. Zwar geht es in dem Buch um den amerikanischen Arbeitsmarkt, aber es gibt auch für Deutschland Evidenz, dass unfreiwillige Kurz- oder Teilzeitarbeit gerade bei niedrigen Löhnen ein relevantes Problem ist.

Was es also braucht, ist „Gute Arbeit“ oder „Good Jobs“, wie es auf der Agenda der US-Regierung heißt. Nachdem über Jahrzehnte in den USA wie in Deutschland schlecht belohnte Jobs boomten, haben es sich Joe Biden wie die Ampel-Koalition zum obersten Ziel gesetzt, wieder für „Gute Arbeit“ zu sorgen. Wie weit sind sie damit gekommen? Wie lässt sich dieses Ziel angesichts großer Herausforderungen wie dem Klimawandel oder zunehmender Automatisierung erreichen? Diese und viele weitere Fragen rund um das Thema Gute Arbeit werden Anfang Oktober bei dem XI New Paradigm Workshop diskutiert.

Ein Jahr nach Antritt von Olaf Scholz und kurz vor den Mid-terms in den USA, diskutiert Harvard-Ökonom und Vordenker der „Good Jobs“ Dani Rodrik mit dem Chefökonomen des Bundeskanzlers Jörk Kukies über arbeitsmarktpolitische Ansätze auf beiden Seiten des Atlantiks. Drohen Inflation, geopolitische Brüche und Rezession die Erfolge wieder zunichte zu machen?

Die Soziologin Jutta Allmendinger (WZB) stellt ihre Forschung zur Rückkehr der guten Arbeit in Deutschland vor und diskutiert sie mit Simon Jäger (IZA) und Sebastian Dullien (IMK). DGB-Vorstand Stefan Körzell streitet mit renommierten Fachleuten über Macht und Ohnmacht von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen – und ob der Fachkräftemangel die Rollen verkehrt.

An den beiden Tagen geht es auch darum, wie viel gute Arbeit eine klimaneutrale Wirtschaft mit sich zu bringen verspricht. Und ob nicht alles für die Vier-Tage-Woche spricht, wie sie in Spanien oder Großbritannien schon getestet wird. Der Düsseldorfer Ökonom Jens Südekum, Anton Korinek (University of Virginia), Elisabeth Reynolds (MIT) und Ana Dujić (BMAS) diskutieren, ob die Politik nicht stärker in den Automatisierungsprozess eingreifen und bewusst Arbeit-erhaltende Technologien fördern sollte.

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