INNOVATION LAB  |  WORKING PAPERS

Narrative Ökonomik: Europa als „Transferunion“ oder „Risikogemeinschaft“? Eine empirische Analyse

von Doris Neuberger und Edoardo Beretta

VERÖFFENTLICHT

13. JUNI 2022

Abstract

Ökonomische Entwicklungen werden oft durch Narrative, d. h. populäre bzw. allgemein verständliche und leicht wiedergebbare Erzählungen, Bilder sowie Interpretationen, beeinflusst. In Debatten über europäische Integration, Staatsschuldenkrise und Lösungen zur Bewältigung der Coronakrise – letztere hat die Sorge um die öffentlichen Finanzen sparsamer Staaten erneut angefacht – spielt die Erzählung von Europa als „Transferunion“ eine große Rolle. Dabei wird von einseitigen Zahlungen wirtschaftsstarker an wirtschaftsschwächere Länder ausgegangen. Eine Auswertung aller Plenarprotokolle des Deutschen Bundestags zeigt, dass diese Erzählung sich seit Einführung des Euro ausgebreitet und ihren Höhepunkt mit der europäischen Staatsschuldenkrise 2010/11 erreicht hat. Sie ist jedoch ein Zerrbild, das Deutschland als Verlierer der europäischen Integration ansieht. Mit passenderen Bildern von Europa als „Stabilitätsunion“ oder „Risikogemeinschaft“ lassen sich die Vorteile derzeit diskutierter − oder bereits umgesetzter − Maßnahmen zur Stabilisierung der EU für alle Mitgliedsstaaten begründen.

ZUM THEMA INNOVATION LAB

KNOWLEDGE BASE

Brauchen wir ein ganz neues Verständnis von Wirtschaftswachstum? Was wäre eine reale Alternative? Wie praktikabel sind Alternativen zum Bruttoinlandsprodukt, wenn es um die Messung von Wohlstand geht? Um diese und andere grundsätzlichere Herausforderungen geht es in dieser Sektion.

ÜBERSICHT STUDIEN