NEUES LEITMOTIV
Newsletter: Berlin Summit
Aus unserer Forum New Economy Newsletter Reihe.
VON
THOMAS FRICKEVERÖFFENTLICHT
23. APRIL 2024LESEDAUER
2 MINLiebe Freunde, Kolleginnen und Kollegen,
es gibt sicher eine ganze Reihe Gründe dafür, dass überall in den westlichen Demokratien seit Jahren Populisten Zulauf finden. Weitgehend Konsens ist mittlerweile, dass das vor allem in solchen Regionen passiert, die von wirtschaftlich-sozialen Brüchen mit weitreichenden Folgen für die Menschen getroffen wurden – ob durch den China-Schock in den USA, den Niedergang der Industrien in Nordengland oder massive Umbrüche in vielen ostdeutschen Regionen. Von daher müsste das, was Joe Biden mit dem Inflation Reduction Act (IRA) oder dem CHIPS & Science Act seit 2022 macht, mäßigend wirken: die Gelder kommen gezielt geschwächten Regionen zugute, was dort zu massiv Investitionen und Arbeitsplätzen führt – und die Menschen zufriedener machen sollte.
Dass das so einfach nicht funktioniert, scheinen die Umfragen zu zeigen, nach denen Joe Biden trotz aller Wirtschaftserfolge nicht populärer wird. Kommt das noch? Der Frage geht Populismus-Forscher und Forum-Fellow Robert Gold für unseren Berlin Summit „Winning back the people“ vom 27. bis 29. Mai nach. Wie sich so etwas via Modell auswerten lässt, haben wir vergangene Woche unter anderem mit Thomas Ferguson von INET und Teresa Ghilarducci von der New School diskutiert. Dabei muss nach Region zuerst identifiziert werden, welche Ausgaben des IRA wo besonders wirken – um dann zu prüfen, wie sich Investitionen und Beschäftigung dort entwickeln; und ob es in Umfragen Indizien dafür gibt, dass die Menschen dort weniger Protest, sprich Trump wählen.
Da diese Politik Biden insgesamt nicht populärer zu machen scheint, könnten auch die Detailauswertungen keine sehr große Wirkung ergeben. Dazu fehlen allerdings auch noch Daten und Abstand. Womöglich braucht es mehr als kurzfristig boomende Investitionen, um Frustrierte zu begeistern. Möglich aber ist, dass sich schon eine Richtung erkennen lässt – und dass in Swing States, in denen es stets eng wird zwischen Demokraten und Republikanern, schon kleine Effekte reichen, um die Balance zugunsten von Biden kippen zu lassen. So wie das umgekehrt nach der viel zitierten Auswertung von David Autor und Kollegen umgekehrt zugunsten von Trump 2016 in kritischen Bundesstaaten der Fall war – was damals zur Wahl Trumps reichte. Robert Gold wird auf diese Swing States in seinen Auswertungen einen Schwerpunkt legen.
Das Ergebnis stellt er beim Summit Ende Mai vor – und dann auch in einer Expertenrunde am 28. Mai. An dem Tag wird zum Stand von Populismus-Forschung und Bidenomics auch David Dorn dabei sein, Mit-Autor der Studie von David Autor, ebenso wie Mark Blyth, Marcel Fratzscher, Catherine Fieschi und Teresa Ghilarducci.
„Winning back the people“: darüber werden zur Eröffnung des Summits am Tag zuvor in Berlin Harold James, Branko Milanoviç, Joe Kaeser und Lisa Paus sprechen – mit der Spremberger Bürgermeisterin Christine Herntier, die gerade aus der Kohlestadt eine Technologie-Attraktion zu machen versucht. „Winning back the people“ an der Basis.
Zum Anmelde-Link für das Eröffnungspanel am 27. Mai geht es hier. Wer beim offenen Summit am 29. Mai am Rande Berlins dabei sein will, kann sich nach wie vor per Mail an events@newforum.org vormerken lassen.
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Zum Nachhören und -sehen gibt es hier das Re-live unseres New Economy Short Cuts mit Martin Hellwig und Martin Wolf – warum die Banken immer noch gefährlich sind.
Eine schöne Woche,
Thomas Fricke
Dieser Text stammt aus unserer zweiwöchig erscheinenden Newsletter-Reihe. Zur Anmeldung geht es hier.