NEUES LEITMOTIV
Die steuerpolitischen Flüsterer hinter Joe Biden
In ihrem Buch über den „Triumph der Ungerechtigkeit“ haben Emmanuel Saez und Gabriel Zucman viel von dem vorgezeichnet, was der neue US-Präsident steuerpolitisch nun zu korrigieren versucht. Eine Buchpreis-Würdigung.
VON
DAVID KLÄFFLINGVERÖFFENTLICHT
5. MAI 2021LESEDAUER
2 MINWährend für Benjamin Franklin nur der Tod und Steuern auf dieser Welt als sicher galten, schienen im marktliberalen Paradigma Steueroasen und Ungleichheit diese Rolle zu übernehmen. Steueroasen galten lange Zeit als unumgänglich in einer globalisierten Welt, Ungleichheit stellte kein Problem, sondern Anreizförderung dar. Während multinationale Großkonzerne immer ausgeklügeltere Methoden entwickelten, um ihre Gewinne z.B. durch Steuerparadiese am Fiskus vorbeizuschleusen, nahm die Ungleichheit über Jahrzehnte zu.
Wie es dazu kommen konnte, zeichnen die beiden Berkeley-Ökonomen Emmanuel Saez und Gabriel Zucman in ihrem Buch nach, das diese Woche mit dem Hans-Matthöfer-Preis ausgezeichnet wurde. Ungleichheit und Steueroasen sind demnach keine unveränderlichen Phänomene des 21. Jahrhunderts, sondern können politisch begrenzt und gestaltet werden.
Indem die beiden Autoren Vorschläge für gerechtere Steuersysteme in einer globalisierten Welt formulieren, tragen sie dazu bei, das alte mit einem neuen Paradigma zu ersetzen. Wie schnell neue Ideen dann auch Wege in die Politik finden, lässt sich gut an der Zustimmung der neuen US-Finanzministerin Janet Yellens zu einer globalen Mindeststeuer für Unternehmen festmachen. Auch ist von höheren Steuern auf Topverdiener wieder die Rede. Wie Thomas Fricke es in seiner Laudatio auf die beiden Preisträger formulierte: ihr Verdienst ist der Tabubruch mit dem alten Paradigma, der den Weg für Neues freimacht.