NEUES LEITMOTIV

Jahresrückblick und Ausblick 2023

Wir werfen einen Blick darauf, was das vergangene Jahr für uns als Forum und für uns alle bedeutet hat, und geben einen Einblick in die spannenden Projekte, die wir für 2023 planen.

VON

THOMAS FRICKE

VERÖFFENTLICHT

22. DEZEMBER 2022

LESEDAUER

2 MIN

Was für ein Jahr! Ein Krieg gegen die Ukraine, Millionen Menschen in Europa auf der Flucht. Eine Inflation von sage und schreibe zehn Prozent. Und über Monate die Sorge, ob wir im Winter unsere Wohnungen noch geheizt bekommen. Wer behauptet, er oder sie hätte auch nur einen Teil dessen ansatzweise vorher gewusst, ist ein Scharlatan – auch wenn es, je länger solche Krisen dauern, immer mehr Scharlatane zu geben scheint, die als Hellseher gefeiert werden. Nur zur Erinnerung: selbst die gute Deutsche Bundesbank hat nicht ansatzweise eine Inflation von zehn Prozent kommen sehen – nicht einmal eine von drei Prozent (auch wenn Vertreter der heiligen Instanz gern mal das Gegenteil zu suggerieren versuchen).

Neben all dem unmittelbaren Leid, das sie mit sich bringen, tragen solche Krisen auch noch dazu bei, dass sich Politiker und Politikerinnen über viele Monate vor allem mit täglichem Krisenmanagement beschäftigen – statt damit, große Visionen und langfristige Veränderungen zu bewirken. Könnte man meinen. Und da ist sicher auch etwas dran. Andererseits ließe sich aus dem Jahr 2022 auch der Schluss ziehen, dass Krisen ein Neudenken beschleunigen können, wie es in Normalzeiten nicht denkbar wäre.

Ohne Corona-, Kriegs- und Energiepreisschock hätte es in Deutschland womöglich noch ewig gebraucht, bis sich die Erkenntnis durchgesetzt hätte, dass es große Herausforderungen gibt, für deren Lösung man auch mal schuldenfinanziert investierenmuss – so wie das auf Anraten von Ökonomen und Ökonominnen wie Tom Krebs, Patrick Graichen und Philippa Sigl-Glöckner in Studien für unser Forum entwickelt wurde.

Ohne den Energiepreisschock wäre kaum denkbar, dass das marktliberale Diktum von den angeblich immer effizienten Märkten in etwas sehr viel Realistischeres gekippt wäre – und plötzlich dank Isabella Weber und Sebastian Dullien auch ernsthaft darüber sinniert wurde, wie und wann der Staat auch mal intervenieren und (de facto) Preisgrenzen festlegen muss. So wie das jetzt bei der Gaspreisbremse umgesetzt wurde. Ein Durchbruch. Ein Paradigmenwechsel auf dem Weg zu einer neuen Wirtschaft.

Weil die Krise auch das deutsche Wirtschaftsmodell arg ins Wanken gebracht hat, werden wir uns damit bei unserem nächsten großen Workshop im Mai beschäftigen: mit der Frage, wie ein Exportmodell aussieht, das nicht mehr nur auf ökonomische Gesetze baut, sondern gefährliche geopolitische Abhängigkeiten gar nicht erst entstehen lässt. Oder damit, wie eine durch die Energiekrise beschleunigte Transformation hin zur Klimaneutralität für die deutsche Wirtschaft aussehen könnte. Und dazu, ob es nicht ein neues Paradigma für den Kampf gegen Inflation braucht – wenn diese Inflation so stark von Angebotsfaktoren wie den Energiepreisen getrieben ist, die eine Notenbank nur sehr indirekt beeinflussen kann. Arbeitstitel: Resetting the Economy after Corona and the Energy Shock.

Mehr zu Termin, Ort und Top-Speakern in Kürze.

Fest steht schon, dass am 17. Januar um 17 Uhr Rana Fohoraar von der Financial Times ihr neues Buch „Homecoming“ in unserem nächsten New Economy Short Cut vorstellen wird – kommentiert vom Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Holger Görg. Anmeldung hier.

Ein paar Tage vorher werden wir auch unseren großen Report zum Stand des Paradigmenwechsels in Ökonomie und Politik veröffentlichen. Dazu dann ebenfalls an dieser Stelle mehr.

Bis dahin wünschen wir allen aber erst einmal besinnliche Festtage,

Thomas Fricke und das Forum Team

Dieser Text stammt aus unserer zweiwöchig erscheinenden Newsletter-Reihe. Zur Anmeldung geht es hier.

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Nach ein paar Jahrzehnten allzu naivem Marktglaubens brauchen wir dringend neue Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit – und mehr: ein ganz neues Paradigma als Leitfaden. Wir sammeln alles zu den Leuten und der Community, die sich mit dieser großen Frage beschäftigen, sowie mit der historischen wie heutigen Wirkung von Paradigmen und Narrativen – ob in neuen Beiträgen, Auftritten, Büchern und Veranstaltungen.

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