CORONA-KRISE

Romer & Garber: Wie retten wir die Wirtschaft vor dem Corona-Tod?

Die Corona-Pandemie hat sich von einer Gesundheitskrise zu einer Wirtschaftskrise mit drohenden Angebots- und Nachfrageschocks entwickelt. Nobelpreisträger Paul Romer und Alan Garber von der Harvard Universität haben einen Plan zur Bewältigung der Krise vorgelegt.

VON

THORE BECKMANN

VERÖFFENTLICHT

24. MÄRZ 2020

LESEDAUER

3 MIN

Die Autoren plädieren für massive Investitionen in das Gesundheitssystem, um in einigen Monaten wieder zur Normalität zurückkehren zu können. Sie fordern mehr als nur Kreditbürgschaften und direkte Geldtransfers, da diese nur kurzfristige Hilfe leisten würden. „Um unsere Lebensweise zu schützen, müssen wir innerhalb von ein paar Monaten zu einem gezielten Ansatz übergehen, der die Ausbreitung des Virus begrenzt, aber dennoch die meisten Menschen wieder arbeiten und ihre täglichen Aktivitäten wieder aufnehmen lässt.“

Ihre Strategie zielt auf eine umfassendere Herangehensweise bezüglich der Testverfahren ab. Die Allokation von Ressourcen der Regierung sollte auf eine massive Erhöhung der Testkapazitäten ausgerichtet werden. Da diese billiger werden sollen, argumentieren die Autoren, dass „es möglich sein wird, jeden zu testen und erneut zu testen, nicht nur diejenigen mit Symptomen. Häufige Virustests werden es uns ermöglichen, jemanden zu identifizieren und zu isolieren, der bereits Tage vor der Entwicklung von Symptomen infektiös ist. Wir könnten damit beginnen, die Bevölkerung wöchentlich zu testen. Es könnte sinnvoll sein, die Mitarbeiter des Gesundheitswesens und der Notfallhilfe täglich zu testen.“ Der nächste Schritt, so argumentieren sie, wäre ein Test auf Antikörper, um festzustellen, welche Menschen bereits gegen das Virus immun sind.

„Solange das Infektionsrisiko hoch bleibt, brauchen wir eine Schutzausrüstung, die jeder, der in einem Lebensmittelgeschäft arbeitet, und jeder, der dort einkauft, bequem tragen kann. Ohne abzuwarten, bis das erweiterte Testsystem verfügbar sein wird, sollten wir uns ein ehrgeiziges Ziel setzen – innerhalb von zwei Monaten eine Rückkehr mit Schutzausrüstung für 25 Prozent aller Beschäftigten und innerhalb von vier Monaten für 75 Prozent der Belegschaft.“

Romer und Garber argumentieren, dass die Wirtschaft nicht in der Lage sein wird, eine 12- bis 18-monatige Periode des gegenwärtigen social Distancing zu bewältigen, bis ein Impfstoff entwickelt ist. Ihre schrittweise Strategie würde jedoch die Wirtschaft am Leben erhalten.

Simon Tilford (Forum New Economy) zu dem Plan von Romer und Garber

„Paul Romer argumentiert, dass staatliche Investitionen in Schutzausrüstung und Tests die Nachfrage ankurbeln und es den Arbeitnehmern ermöglichen würden, ihre Arbeit so schnell wie möglich wieder aufzunehmen. Daraus, so argumentiert er, würde sich eine weitaus kostengünstigere Möglichkeit zur Stimulierung der Wirtschaft darstellen als durch Schenkungen und Transfers. Solche Ausgaben sind zweifellos notwendig – nicht zuletzt, um sicherzustellen, dass die Länder besser auf die nächste Krise vorbereitet sind – aber sie würden die Notwendigkeit anderer Maßnahmen nicht ausschließen. Selbst wenn 25 % der Arbeitnehmer innerhalb von zwei Monaten und 75 % innerhalb von 4 Monaten wieder arbeiten könnten – wie Romer annimmt – würde dies immer noch einen massiven Rückgang der Produktion und damit die Notwendigkeit einer beispiellosen fiskalischen Reaktion bedeuten.“

Zum kompletten Artikel von Romer und Garber in der New York Times: Will Our Economy Die From Coronavirus?

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Die aktuelle Corona Krise ist mitunter die schwerste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit. ÖkonomInnen arbeiten intensiv an einer Milderung der wirtschaftlichen Folgen durch COVID-19. Es gilt eine zweite große Depression, den Zusammenbruch der Eurozone und das Ende der Globalisierung zu verhindern. Wir sammeln die wichtigsten Beiträge.

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