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Recap: Verloren in den Mühen der Ebene?

Viele Schulden, wenig Wirkung? Was ist vom historischen Investitionspaket ein halbes Jahr nach seiner Verabschiedung zu erwarten – und wie lässt sich der Erfolg messen?

VON

FORUM NEW ECONOMY

VERÖFFENTLICHT

11. DEZEMBER 2025

Im Mittelpunkt des Panels stand die Frage, wie man ein Investitionspaket von 500 Milliarden Euro so begleitet, dass klar wird, was es eigentlich bewirkt. Moderator Thomas Fricke machte gleich zu Beginn deutlich, dass Monitoring bei dieser Größenordnung kein Nebenprodukt sei: Es brauche einen Überblick, aber auch eine gute Erzählung, damit sichtbar werde, warum dieses Geld sinnvoll investiert wird – und wo es wirkt. Der Mix aus vielen Förderwegen, Ebenen und Finanzierungstöpfen mache die Sache nicht gerade einfacher.

Jakob von Weizsäcker rückte die lange Perspektive in den Fokus. Wenn Investitionen erst nach und nach abfließen, lasse sich Wirkung nun einmal nicht nach Monaten, sondern erst über Jahre messen. Ein realistisches Monitoring müsse deshalb die Pfade nachzeichnen, entlang derer die Mittel tatsächlich in Projekte, Wachstum und Transformation übergehen. Entscheidend sei nicht die große Zahl auf dem Papier, sondern das, was am Ende wirklich umgesetzt werde.

Für Michael Hüther war Monitoring vor allem ein Mittel zur ehrlichen Rückkopplung: Wo läuft es, wo hakt es? Die Theorie hinter dem Paket sei überzeugend, sagte er – aber die Praxis müsse Schritt halten. Transparenz darüber, was vor Ort ankommt, schaffe Vertrauen, gerade weil Bürgerinnen und Bürger bisher wenig davon sehen. Sichtbare Marker, etwa ein Investitionslogo oder eine Art Fortschrittsanzeige, könnten helfen, staatliches Handeln greifbarer zu machen.

Katja Rietzler brachte nüchterne Rechenarbeit ein – und damit einen wichtigen Hinweis darauf, warum Monitoring auch illusionsfrei bleiben muss. Die 500 Milliarden schrumpften real deutlich, weil sich die Ausgaben über mehr als ein Jahrzehnt verteilen und die Preise für öffentliche Investitionen seit Jahren kräftig steigen. Unter realistischen Annahmen bleibe ein deutlich kleineres Paket übrig. Gleichzeitig zeige schon die Haushaltsplanung, dass manche Posten wohl kaum zu echten zusätzlichen Investitionen führen dürften. Für ein verlässliches Monitoring sei deshalb zentral, die tatsächliche Kaufkraft und die realen Effekte klar auszuleuchten – und Fehlanreize zu vermeiden, etwa wenn Länder Löcher im Haushalt mit Sondervermögensmitteln stopften.

Laura Krause gab Einblick in die praktische Arbeit im Finanzministerium. Ein Monitoring müsse erklären können, ob das Sondervermögen tatsächlich funktioniert – und wo der Flaschenhals liegt. Klassische Kennzahlen reichten dafür nicht aus. Gefragt sei eine Sprache, die anschlussfähig bleibt: Was bedeutet das Paket für die Bürgerinnen und Bürger? Wie viele Projekte sind gestartet, wie viele stecken im Verfahren fest? Krause schilderte, wie ihr Team Rückmeldungen aus der Praxis sammelt, um Engpässe sichtbar zu machen, und warum es wichtig sei, die 500-Milliarden-Zahl aufzubrechen in nachvollziehbare Einheiten.

Für Mirko Derpmann war Monitoring vor allem eines: ein Vertrauensinstrument. Die Summe von 500 Milliarden sei an sich schon eine politische Botschaft – aber nur dann glaubwürdig, wenn man auch zeigen könne, dass das Geld nicht versickert. Große Leitprojekte, klare Erklärungen und eine kontinuierliche Kommunikation seien notwendig, damit die Wirkung nicht im Kleinteiligen untergehe. Gerade in einer Zeit allgemeiner Verunsicherung komme es darauf an, staatliches Handeln nachvollziehbar zu machen.

Gemeinsam zeichneten die Diskutanten ein Bild davon, was Monitoring heute leisten muss: Es soll Realismus schaffen, indem es Zeitverzögerungen und Kaufkraftverluste erklärt. Es soll Umsetzungsprobleme sichtbar machen, Fortschritte transparent dokumentieren und eine Erzählung bieten, die Menschen verstehen. Und es soll Vertrauen darauf schaffen, dass ein Paket dieser Größenordnung nicht nur auf dem Papier beeindruckend ist, sondern im Land tatsächlich etwas bewegt. In dieser Lesart wird Monitoring zur Voraussetzung dafür, dass das Investitionspaket seine Wirkung entfalten kann – und dass man sie auch erkennt.

 

Verloren in den Mühen der Ebene? Zur Nachverfolgung eines 500-Milliarden-Pakets

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