ZEITRAUM

Wie kann die Umstellung von Erdgas in Deutschland finanziert werden? Angesichts der kürzlichen Kürzungen im Bundeshaushalt wird die Finanzierungsfrage im Kontext einer sicherheitsorientierten Energiepolitik immer entscheidender. Der kürzlich veröffentlichte Bericht des ZOE-Instituts fasst Empfehlungen von acht führenden Experten aus den Bereichen Finanzen, Wirtschaftspolitik und Technologie zusammen. Gemeinsam könnten diese Vorschläge Deutschlands Unabhängigkeit von Erdgas um bis zu 78% ermöglichen und dienen gleichzeitig als Inspiration und Blaupause für andere Länder.

Die Vorschläge betonen die unmittelbare Bedeutung der Priorisierung der Unabhängigkeit von Erdgas für die sicherheitsorientierte Energiepolitik Deutschlands. Der Endbericht des Rates skizziert konkrete Schritte für staatliche Interventionen zur Förderung von Investitionen des privaten Sektors, zur Förderung von Elektrifizierungstechnologien und zur Nutzung finanzieller Unterstützung durch Anpassungen an die „grüne Taxonomie“ der EU und Zinsermäßigungen der EZB.

Zehn Empfehlungen für Deutschlands Unabhängigkeit von Erdgas:

1. Erdgas-Kommission
2. Unterstützungspaket für den Übergang zur kommunalen Heizung
3. Ausbau des Programms für Wärmelieferverträge
4. Praktische Überprüfungen für den Wärmeübergang
5. Wärme-für-alle-Programm für gefährdete Eigenheimbesitzer
6. Fachkräftekampagne für den Heizungsumbau
7. Industrielle Übergangsbeschleunigungsplattform (IBP)
8. Abstimmung nachhaltiger Finanzierung mit Veränderungen
9. Gezielte öffentliche Fördermittel
10. Zinsvorteile für Investitionen in die Energieselbstständigkeit.

Den vollständigen Bericht finden Sie hier.

Eine Stammesclique“: Lagarde prangert Ökonomen in Davos an – Artikel
Thomas Moller-Nielsen, Euractiv, 18.01.24

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, hat am Mittwoch (17. Januar) den Berufsstand der Wirtschaftswissenschaftler scharf angegriffen. Sie warf den Analysten vor, „blindes Vertrauen“ in ihre Modelle zu haben, die oft wenig mit der Realität zu tun hätten.

„Es findet eine Verlust-Eskalation statt“ – Interview (Paywall)
Nils Markwardt, die ZEIT, 16.01.24

Die liberalen Demokratien sind in der Krise. Das hat mit einem Verlustparadox zu tun, sagt der Soziologe Andreas Reckwitz. Er entwirft drei Szenarien für die Zukunft.

Was wir wirklich über die Weltwirtschaft wissen – Artikel (Paywall)
Martin Wolf, Financial Times, 16.01.24

Von der Demografie bis zur Technologie müssen wir den Kräften Aufmerksamkeit schenken, die unsere Zukunft mit Sicherheit prägen werden.

Frauen verdienen im Durchschnitt 18 Prozent weniger als Männer – Artikel
Die ZEIT, dpa, reuters, 18.01.24

Die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen hat sich im Vergleich zum vorherigen Jahr nicht verringert. Eine große Rolle spielt laut Experten weiter die Berufswahl.

Das Ende der grünen Hegemonie – Gastbeitrag (Paywall)
Andreas Rödder, FAZ, 12.01.24

In kurzer Zeit erlebt Deutschland den vierten politisch-kulturellen Paradigmenwechsel. Die Frage ist nur: Was kommt nach der Entzauberung von großer Transformation, Postkolonialismus und Diversität? Ein Gastbeitrag.

Änderung der Schuldenbremse soll 57 Milliarden für Investitionen bringen – Artikel
Julian Olk, Handelsblatt, 15.01.24

In der Ampel verschärft sich der Konflikt um die Schuldenbremse. Ein Regierungsberater wirbt nun für einen Weg, wie sich 57 Milliarden Euro zusätzlich investieren lassen.

Was es zum Aufbau demokratischer Institutionen braucht – Artikel
Daron Acemoglu, Project Syndicate, 16.01.24

Dass es in Chile nicht gelungen ist, eine neue Verfassung auszuarbeiten, die von den Wählern breit unterstützt wird, ist das vorhersehbare Ergebnis der Tatsache, dass Parteigänger und Ideologen den Prozess leiten. Wie die Geschichte der nordischen Sozialdemokratie zeigt, werden demokratische Institutionen dadurch aufgebaut, dass sie das leisten, was die normalen Wähler von der Regierung erwarten und fordern.

Unsere vier größten wirtschaftlichen Herausforderungen angehen – Artikel
Dani Rodrik, Project Syndicate, 09.01.24

Zu Beginn des neuen Jahres wird immer deutlicher, dass ein neues, kreatives Denken erforderlich ist, um dem Klimawandel, der sozioökonomischen Malaise, den ins Stocken geratenen Entwicklungsstrategien und dem Zusammenbruch der Globalisierung, wie wir sie kennen, zu begegnen. Um relevant zu bleiben, müssen sich die Ökonomen an neue Realitäten und neue Anforderungen anpassen.

Folgen des Verfassungsurteils: Investitionen schützen – Gastbeitrag
Clemens Fuest, Michael Hüther, Jens Südekum, FAZ, 12.01.24

Über die weitreichenden Folgen für die deutsche Finanzpolitik durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Einhaltung der Schuldenbremse schreiben IW-Direktor Michael Hüther, ifo-Präsident Clemens Fuest und Jens Südekum, Professor für Internationale Volkswirtschaftslehre an der Universität Düsseldorf in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Der Liberalismus ist angeschlagen, aber noch nicht gebrochen – Artikel (Paywall)
Martin Wolf, Financial Times, 09.01.24

Die Freiheit ist im Westen und anderswo bedroht, aber sie muss verteidigt werden.

Zeit für eine Ehrenrunde? – Artikel
Joseph Stiglitz, Prospect, 04.01.24

Diejenigen, die glaubten, dass die Inflation nur vorübergehend sein würde, hatten Recht, und diejenigen, die das Opfer der Massenarbeitslosigkeit forderten, hatten Unrecht.

Stefan Gosepath: Es gibt eine Rechtfertigung für Ungleichheit in der Marktwirtschaft – Artikel (Paywall)
Susanne Lenz, Berliner Zeitung, 07.01.24

Doch indem man alles seinen Kindern vererben will, verrät man das Prinzip der Chancengleichheit. Wie man das ändern könnte, erklärt der Berliner Philosoph Stefan Gosepath.

Umweltexperte Axel Friedrich: „Wir brauchen eine Klima-Schuldenbremse“ – Artikel
Joachim Wille, Frankfurter Rundschau, 11.01.24

Der Umweltexperte Axel Friedrich fordert eine Kehrtwende in der Finanzpolitik, damit künftige Generationen nicht von den kommenden Klima-Schulden erdrückt werden.

Ökonomin Isabella Weber im Gespräch: „Die Schuldenbremse ist seit 14 Jahren eine Zukunftsbremse“ – Interview (Paywall)
Julius Betschka & Felix Kiefer, Tagesspiegel, 03.01.2024

Sparen ist nicht immer eine Tugend, findet Isabella Weber. Die Wirtschaftswissenschaftlerin warnt: Sparsamkeit schade nicht nur der Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch der Demokratie.

Amerikas große Ungleichheitsdebatte klären – Artikel
Daron Acemoglu, Project Syndicate, 03.01.2024

Technische Debatten über die Art und das Ausmaß der Einkommensungleichheit sind wichtig, aber sie sollten nicht den Blick auf das Wesentliche in der Geschichte der US-Wirtschaft verstellen. Die mildernden Effekte von Steuern und Transfers ändern nichts an der Tatsache, dass die Marktwirtschaft in den letzten 40 Jahren nicht richtig funktioniert hat.

Die mittelalterliche Inflationsmedizin der Mainstream-Wirtschaft – Artikel
James K. Galbraith, Project Syndicate, 29.12.2023

In Anbetracht der Tatsache, dass die Inflationsrate in den USA im Juni 2022 ihren Höchststand erreichte, gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Geldpolitik irgendeinen signifikanten Einfluss auf die Preisentwicklung hatte. Doch wie die Ärzte der Vormoderne, die sich der antiken Humortheorie der Krankheit verschrieben haben, haben auch die heutigen Ökonomen gezeigt, dass ihnen die Mittel fehlen, um den Patienten zu heilen.

Um Populismus zu bekämpfen, in benachteiligte Gemeinden investieren – Artikel
Diane Coyle, Project Syndicate, 28.12.2023

Menschen, die in „unbedeutenden Orten“ leben, mussten mit ansehen, wie hochwertige Arbeitsplätze verschwanden, öffentliche Dienstleistungen ausgehöhlt wurden und sich ihre wirtschaftlichen Aussichten rapide verschlechterten. So gesehen ist die heutige populistische Gegenreaktion kaum überraschend, vor allem wenn viele Politiker Teil der florierenden städtischen Elite sind.

Schulden, Schuld und schwäbische Hausfrauen: Debatte über deutsche Verschuldungsregel heizt sich auf – Artikel (Paywall)
Guy Chazan, Financial Times, 31.12.2023

Die Scholz-Regierung steckt nach dem Gerichtsurteil vom November in einer Sackgasse bei der Reform der Schuldenbremse.

Kurz vorm Systemversagen – Artikel (Paywall)
Georg Diez, Die Zeit, 02.02.2024

Ob Rente, Föderalismus oder Bildung: Das Land hat eine Reihe ewiger Großbaustellen. Jeder weiß darum, keiner ändert etwas. Das gefährdet am Ende die Demokratie.

Die Plattform Exploring Economics hat in einem Jahresrückblick zentrale Veröffentlichungen des letzten Jahres aus dem deutschsprachigen ‚New Economy Space‘ zusammengestellt.

Das Forum taucht gleich zweimal auf. Im Januar mit der Studie Mapping the State of a Shifting Paradigm über den aktuellen Stand des Paradigmenwechsels in der Wirtschaftspolitik. Und im November mit der Ungleichheits-Website samt Vermögenssimulator ReBalance.

Hier geht es zum Jahresrückblick.

UNSERE THEMENSCHWERPUNKTE

Neues Leitmotiv

NEUES LEITMOTIV

Nach ein paar Jahrzehnten allzu naivem Marktglaubens brauchen wir dringend neue Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit – und mehr: ein ganz neues Paradigma als Leitfaden. Wir sammeln alles zu den Leuten und der Community, die sich mit dieser großen Frage beschäftigen, sowie mit der historischen wie heutigen Wirkung von Paradigmen und Narrativen – ob in neuen Beiträgen, Auftritten, Büchern und Veranstaltungen.

Staat
neu denken

STAAT
NEU DENKEN

Jahrzehnte lang galt der Konsens, dass sich der Staat sich aus der Wirtschaft zurückziehen und man die Staatsschulden senken sollte, um den Wohlstand zu fördern. Dies hat jedoch zu chronischen Mängeln in Bildung und Infrastruktur geführt. Neuere Forschung versucht zu erörtern, wann es sinnvoll ist, dass sich der Staat in den Wirtschaftsprozess einmischt, um langanhaltenden Wohlstand zu garantieren und Krisen zu verhindern.

Klima
in Wohlstand
retten

KLIMA
IN WOHLSTAND
RETTEN

Zu Hochzeiten des Glaubens an die Märkte galt als bestes Mittel gegen die Klimakrise, an den Märkten einen CO2-Preis aushandeln zu lassen. Heute ist zunehmend Konsens, dass das nur bedingt funktioniert - und es weit mehr braucht, als nur einen Preis.

Ungleichheit
verringern

UNGLEICHHEIT
VERRINGERN

Das Gefälle zwischen Arm und Reich scheint selbst in einem Land wie Deutschland zunehmend den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden. Um den Trend umzukehren, ist es wichtig, die wirklichen Ursachen des Auseinandergehens von Einkommen und Vermögen zu verstehen.

Finanzwelt
erneuern

FINANZWELT
ERNEUERN

Auch zehn Jahre nach der Finanzkrise scheint eine wirkliche Stabilität des Finanzsystems nicht in Sicht zu sein. Risiken werden periodisch falsch bewertet und führen zu Boom-Bust-Zyklen. Ein stabileres Finanzsystem sollte kurzfristige Spekulationen erschweren, systemische Risiken begrenzen und das Vermögen gerechter verteilen.

Innovation Lab

INNOVATION LAB

Brauchen wir ein ganz neues Verständnis von Wirtschaftswachstum? Was wäre eine reale Alternative? Wie praktikabel sind Alternativen zum Bruttoinlandsprodukt, wenn es um die Messung von Wohlstand geht? Um diese und andere grundsätzlichere Herausforderungen geht es in dieser Sektion.

Globalisierung
für alle

GLOBALISIERUNG
FÜR ALLE

Nach drei Jahrzehnten schlecht gemanagter Integration ist die Globalisierung durch soziale Unzufriedenheit und den Aufstieg populistischer Kräfte bedroht. Es gilt dringend die negativen Nebeneffekte auf viele Menschen zu beheben - und klarer zu definieren, welche Herausforderungen auf lokaler oder regionaler, und welche über Grenzen hinweg angegangen werden sollten.

Europa
jenseits
der Märkte

EUROPA
JENSEITS
DER MÄRKTE

Das Europa der vergangenen Jahrzehnte wurde stark vom Primat der Wirtschaft und dem Vertrauen in die Heilungskraft der Märkte geprägt. Die Euro-Krise hat dies erschüttert. Seither wird gestritten, wie die Währungsunion vor neuen Paniken besser geschützt werden kann – und wie sich das Auseinanderdriften von Ländern besser verhindern lässt.

Corona-Krise

CORONA-KRISE

Die aktuelle Corona Krise ist mitunter die schwerste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit. ÖkonomInnen arbeiten intensiv an einer Milderung der wirtschaftlichen Folgen durch COVID-19. Es gilt eine zweite große Depression, den Zusammenbruch der Eurozone und das Ende der Globalisierung zu verhindern. Wir sammeln die wichtigsten Beiträge.