NEUES LEITMOTIV

Newsletter - Bidens Klimakurs als Vorbild?

Aus unserer Forum New Economy Newsletter Reihe.

VON

THOMAS FRICKE

VERÖFFENTLICHT

8. APRIL 2024

LESEDAUER

3 MIN.

Liebe Freunde, Kolleginnen und Kollegen, 

noch scheinen Amerikas Wähler recht unbeeindruckt davon, was ihr Präsident an wirtschaftlichem Fortschritt so schafft. Joe Biden bleibt unbeliebt. Dabei könnte das, was seine Administration gerade praktiziert, zum internationalen Vorbild werden – und dabei so manche vermeintliche Gewissheit ins Wanken bringen, die auch und gerade in Deutschland noch das Nachdenken über die richtige Wirtschaftspolitik bestimmt. Was das bedeutet – und ob es das Zeug hat, auch gegen die Neigung der Frustrierten zu helfen, lieber Populisten zu wählen – das werden wir Ende Mai bei unserem Berlin Summit mit international führenden Denkern und Praktikerinnen ausloten – Arbeitstitel: „Winning back the people“.

Dabei geht es sowohl um Industriepolitik, also der gezielteren Förderung strategisch wichtiger Industrien, als auch darum, wie Klimapolitik am besten geht. Hier hält sich in Deutschland nach wie vor die orthodoxe Devise, dass halt die Preise für Klimaschädliches steigen müssen – basta. Was Joe Biden seit dem Lancieren seines Inflation Reduction Act (IRA) praktiziert, ist in etwa das Gegenteil: ein Versuch, Mensch und Wirtschaft durch positive Anreize hin zu klimaneutralem Verhalten zu bewegen – durch massive Subventionen, statt durch höhere Preise. Das Gesetz markiert damit auch einen Richtungswechsel von marktliberalen Politikansätzen zu öffentlichen Hilfen. Und die Frage drängt sich mittlerweile auf, ob das nicht am Ende die erfolgreichere Strategie ist. Jedenfalls folgt seit Monaten aus den USA eine eindrucksvolle Meldung über hochschießende Ausgaben für Eneuerbare Energie der anderen.

Mehr als ein paar eindrucksvolle Einzelfälle? Wahrscheinlich. Und doch nicht so einfach zu beantworten, da Gesamtdaten noch fehlen. Der Boom läuft gerade. Was dahinter steckt, versucht Tom Krebs in einer Studie auszuloten, die er derzeit für den Summit im Mai vorbereitet – im Austausch mit international führenden Forschern wie Michael Grubb vom University College London oder Jonas Meckling von der Berkeley University. Beim Summit werden die Ergebnisse in Expertenrunden vorgestellt – und mit Praktikern etwa aus dem Bundeswirtschaftsministerium diskutiert.

Wichtig ist die Antwort allemal. Je mehr sich Bidens Kurs großzügiger Anreize als Mittel zur Beschleunigung von Investitionen in Klimarettung und Arbeitsplätze zugleich erweist, umso mehr wird in Deutschland das Dogma ins Wanken geraten, wonach sich das Klima nur über Pein und hohe Kosten retten lässt. Gut möglich, dass das nicht nur den Amerikanern widerstrebt. Und dass sie am Ende dann womöglich doch auch wieder zur Mehrheit für Joe Biden stimmen.

Zum Berlin Summit haben neben Dani Rodrik, Adam Tooze und Laura Tyson inzwischen auch Branko Milanovic und Harold James zugesagt, ebenso wie die Spremberger Bürgermeisterin Christine Herntier. Dabei werden die Ökonomen und Ökonominnen teils in kleinerer Runde reden, teils vor größerem Publikum – etwa bei einem Pre-Opening am 27. Mai nachmittags, ebenso wie ganztags am 29. Mai vor den Toren Berlins. Zum Vormerken fürs Dabeisein am 29. Mai – bitte Mail an events@newforum.org. Zahl der Plätze: begrenzt. Weiteres in Kürze.

*

Bis dahin noch etwas zum Nachsehen: unser Short Cut mit Jérôme Creel und Peter Bofinger zu den Lehren aus der Inflation – und einer womöglich dringlichen Neuaufteilung der Aufgaben zwischen Regierungen und Notenbanken. In der jüngsten Episode scheinen die Regierenden jedenfalls eine sehr viel aktivere Rolle beim Kampf gegen Teuerung gespielt zu haben, als es die orthodoxe Regel von der alleinigen Verantwortung der Notenbanken vorgibt. Re-live: hier.

Und noch etwas zum Vormerken: am 16. April stellt Martin Hellwig in unserem nächsten New Economy Short Cut sein überarbeitetes Buch zu den Bankenkrisen vor. Einschalten: 16 Uhr. Link zum Einwählen folgt.

Ein schönes Wochenende,

Thomas Fricke

Dieser Text stammt aus unserer zweiwöchig erscheinenden Newsletter-Reihe. Zur Anmeldung geht es hier.

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