NEUES LEITMOTIV

Die New Paradigm Papers des Monats Dezember

Einmal im Monat präsentiert das Forum New Economy eine Handvoll ausgewählter Forschungsarbeiten, die den Weg zu einem neuen Wirtschaftsparadigma weisen.

VON

SONJA HENNEN

VERÖFFENTLICHT

6. DEZEMBER 2023

LESEDAUER

4 MIN

Ein öffentliches nachhaltiges Finanzparadigma für den grünen Wandel

Philipp Golka, Steffen Murau und Jan-Erik Thie

Der Diskurs über „nachhaltige Finanzen“ im Kontext des grünen Wandels ist ein herausragendes Thema in akademischen und politischen Diskussionen. In dieser Debatte überstrahlen private gewinnorientierte Investitionen oft die Rolle öffentlicher Investitionen. Dieser Artikel kritisiert das aktuelle Verständnis von nachhaltigen Finanzen und hebt deren Einschränkungen hervor, darunter eine Überbewertung der Auswirkungen von privatem Kapital, eine Abhängigkeit von veralteten wirtschaftlichen Annahmen und ein falsches Verständnis institutioneller Beschränkungen. Die Autoren schlagen einen Paradigmenwechsel hin zu „Öffentlichen Nachhaltigen Finanzen“ vor, bei dem der Staat und direkte öffentliche Investitionen im Vordergrund stehen. Die Autoren veranschaulichen am Beispiel Deutschlands, wie ein Paradigma für Öffentliche Nachhaltige Finanzen selbst innerhalb bestehender Haushaltsbeschränkungen umgesetzt werden könnte.

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Top-Vermögen und seine historischen Ursprünge: Eine Analyse der größten Privatvermögen in Deutschland im Jahr 2019

Daria Tisch und Emma Ischinsky

Die Studie untersucht die historische Dynamik der Vermögenskonzentration und beleuchtet die Herkunft und Verflechtung der Vermögen der reichsten Personen in Deutschland. Angesichts der Konzentration von Vermögen und wirtschaftlicher Macht in den Händen einer kleinen Elite führt die Studie das Konzept der „verwurzelten Vermögen“ (Vermögen, die auf den Beginn des 20. Jahrhunderts zurückgehen) ein und vergleicht es mit den in jüngerer Zeit entstandenen Vermögen. Bei der Analyse einer Liste von 1.032 deutschen Vermögen aus dem Jahr 2019 stellen die Autorinnen fest, dass mehr als ein Drittel mit Unternehmen verbunden ist, die vor dem Ersten Weltkrieg gegründet wurden. 8 Prozent davon gehören denselben Familien. Trotz der historischen Umwälzungen rangieren die alteingesessenen Vermögen in der Vermögensliste weiter oben als die neueren. Die Besitzer dieser alten Vermögen sind häufig durch Heirat und Verwandtschaft miteinander verbunden. Die Spitze der Vermögensverteilung ist also sozial geschlossen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Akkumulation und der Erhalt von Vermögen über mehrere Generationen hinweg ein wichtiges Merkmal der Spitzenvermögen in Deutschland ist.

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Staatliche Umverteilung und Entwicklung Globale Schätzungen der Steuer- und Transferprogressivität, 1980-2019

Matthew Fisher-Post und Amory Gethin

Dieser Artikel befasst sich mit der kritischen Lücke im Verständnis der Verteilungseffekte staatlicher Steuern und Transfers weltweit, insbesondere in Entwicklungsländern. Unter Verwendung neuer Daten und Methoden wird eine umfassende Datenbank über die Verteilung von Steuern und Transfers in 151 Ländern seit 1980 erstellt. Die Ergebnisse deuten auf einen großen Einfluss von Transfers auf die Verringerung der Ungleichheit hin. Die Studie untersucht auch die Beziehung zwischen Umverteilung und wirtschaftlicher Entwicklung und bietet Einblicke in die Dynamik der Steuerpolitik in verschiedenen Ländern. Insgesamt trägt diese Studie dazu bei, die Lücke in der globalen Einkommensverteilung nach Steuern zu schließen, und bietet wertvolle Einblicke in die Wirksamkeit der globalen Steuerpolitik bei der Verringerung der Ungleichheit.

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Populismus und die Wirtschaft

Manuel Funke, Moritz Schularick, Christoph Trebesch

Populismus hat weltweit ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht: Mehr als 25 Prozent der Länder werden derzeit von populistischen Parteien geführt. Diese Studie untersucht die Wirtschaftsleistung unter populistischer Führung, indem sie eine neue umfangreiche länderübergreifende Datenbank für den Zeitraum von 1900 bis 2020 erstellt. Die Analyse identifiziert 51 populistische Präsidenten und Premierminister und zeigt, dass der Populismus einen erheblichen wirtschaftlichen Tribut fordert. Nach einem Zeitraum von 15 Jahren ist das Pro-Kopf-BIP im Vergleich zu einem plausiblen nicht-populistischen Szenario um 10 Prozent niedriger. Die Studie zeigt so einen Zusammenhang zwischen populistischer Herrschaft und wirtschaftlichem Zerfall, abnehmender makroökonomischer Stabilität und der Aushöhlung von Institutionen auf.

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Nach ein paar Jahrzehnten allzu naiven Marktglaubens brauchen wir dringend neue Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit – und mehr: ein ganz neues Paradigma als Leitfaden. Wir sammeln alles zu den Leuten und der Community, die sich mit dieser großen Frage beschäftigen, sowie mit der historischen wie heutigen Wirkung von Paradigmen und Narrativen – ob in neuen Beiträgen, Auftritten, Büchern und Veranstaltungen.

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