NEUES LEITMOTIV

Re-Live: New Economy Short Cut mit Maja Göpel, Achim Wambach und Jens Südekum

Zusammen mit dem Think Tank dIpart hat das Forum New Economy in einer neuen repräsentativen Umfrage die Deutschen zu ihren Einstellungen zu zentralen Wirtschaftsthemen befragt. Die Diskussion der Ergebnisse am 5. Februar gibt es hier zum Nachschauen.

VON

FORUM NEW ECONOMY

VERÖFFENTLICHT

22. JANUAR 2025

LESEDAUER

5 MIN

Wie kommt die Wirtschaft aus der Krise? Weniger Staat, mehr Markt? Oder doch Industriepolitik – nur besser? Und was tun gegen mangelnde Akzeptanz von Klimapolitik? All diese Fragen durchziehen die Wahlprogramme der Parteien. Doch was wollen die Menschen im Land?

In einer großen Umfrage haben wir solche Positionen zu Wirtschaftspolitik, Klima, Schulden und Ungleichheit getestet, ebenso wie die Zugkraft alter und neuer ökonomischer Narrative. Die Umfrageergebnisse diskutierten wir beim New Economy Short Cut ‚Wirtschaftswende, aber wie?‘ – Meinungsbild zu den großen Wirtschaftsfragen mit Jens Südekum, Wirtschaftsprofessor an der Universität Duisburg Maja Göpel, Transformationsforscherin und Gründerin von ‚Mission Wertvoll‘ und Achim Wambach, Präsident des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung am 5. Februar 2025.

Von einem ‚Wirtschaftswahlkampf‘ kann momentan nicht mehr die Rede sein. Alles dreht sich um Migration und die AfD-Zusammenarbeit. Obwohl es genug andere Themen zu besprechen gäbe. So ist die Ampel nicht zuletzt an entgegengesetzten wirtschaftspolitischen Paradigmen gescheitert – verkörpert von Christian Lindner und Robert Habeck. Auch in den Wahlprogrammen setzen die einen (Union und FDP) auf mehr Markt und weniger Staat, während die anderen (SPD und Grüne) es eher umgekehrt wollen. Der Wahlkampf böte daher die Chance einer sachlichen Auseinandersetzung mit konkurrierenden wirtschaftspolitischen Konzepten.

Alle Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass es einen Mismatch zwischen einem hitzig, aber oberflächlich geführten, polarisierenden Wahlkampf und den Umfrageergebnissen zu geben scheint, die eine gewisse Einigkeit in der Bevölkerung hinsichtlich wirtschaftspolitischer Narrative suggerieren. Maja Göpel betonte, dass diese Divergenz zwischen der Berichterstattung zu bestimmten Themen samt schneller Umfragen und ausführlicheren und tiefergehenden qualitativen Studien zu den gleichen Fragen auch durch andere Studien belegt sei. Laut Achim Wambach könnte der Grund für die Einigkeit auch in der Auswahl und der Art der Fragen liegen, da sie als Test von Narrativen Konfliktthemen umgehen und Instrumente (Schulden) und Ziele (Klimapolitik) vermischen würden.

"Die Umfrageergebnisse vermitteln den Eindruck, dass die Welt schöner ist, als sie tatsächlich ist, wenn ich mir den Fortgang des Wahlkampfes anschaue."
Jens Südekum

Ein zentrales Thema der Umfrage, das auch im Short Cut ausführlich diskutiert wurde, war die Ausrichtung der Klimapolitik. Gegen eine Klimapolitik über einen reinen CO2-Preis spricht laut Jens Südekum vor allem ein politökonomisches Argument mangelnder politischer Glaubwürdigkeit: Ein Preis in angemessener Höhe wird schwer durchzuhalten sein, da es eine große Heterogenität bei Haushalten gibt und diese über unterschiedlich gute Ausweichmöglichkeiten verfügen. Und weil Menschen besonders sensibel auf Kosten und Preisschocks reagieren. Das spiegelt sich auch in den Umfrageergebnissen, bei denen zwar rund die Hälfte der Aussage zugestimmt hat, dass die Politik Klimaschädliches verteuern sollte, aber über 80% diese Teuerungen als ungerecht empfanden, wenn es keine bezahlbaren Alternativen gäbe.

Maja Göpel betonte, dass aus diesem Grund eine Kombination aus Klimageld und öffentlichen Investitionen in (klimafreundliche) Infrastruktur entscheidend sei. Achim Wambach verteidigte hingegen eine CO2-preisbasierte Lösung, da diese viel effizienter und günstiger sei, als die gleichen Ziele über Subventionen zu erreichen. Außerdem seien allgemeine Steuersenkungen zielführender als Investitionsprämien, da der Staat nicht vorhersehen könne, in welche Richtung sich die Wirtschaft entwickle. Jens Südekum betonte hingegen, dass Investitionsprämien gegenüber nominalen Steuersenkungen den Vorteil hätten, weniger Mitnahmeeffekte nach sich zu ziehen.

Die ganze Diskussion zum Nachschauen hier:

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