VIII New Paradigm Workshop - Perspektiven für die nächste Regierung
25.05.2021 – 27.05.2021
ORT
Hybrid
SPRACHE
Deutsch und Englisch mit Simultanübersetzung
Noch dominiert Corona. Nur, was kommt danach? Wohin steuert das Land – und die neue Regierung? (Fast) alle Antworten darauf gibt es beim achten New Paradigm Workshop, diesmal zur „Zukunft des deutschen Modells“ kurz vor der Bundestagswahl, der erstmals auch wieder mit realen Teilnehmern stattfindet.
Ungleichheit in Deutschland – Wie eine Trendwende möglich ist
Gibt es in Deutschland nur ein gefühltes Auseinanderdriften von Einkommen und Vermögen? Die Faktenlage und die Beurteilung konkreter Politikmaßnahmen bei dem VIII. New Paradigm Workshop.
Ungleichheit ist das Thema der Stunde. Über Spaltung im Land wird auch bis zur Wahl noch sicherlich viel gestritten werden, zu den Fakten ist nur nicht ganz so viel bekannt. Daher haben Stefan Bach und Markus Grabka zum Start des Workshops die Ergebnisse des dritten Teils unseres Projekts zur Ungleichheit in Deutschland vorgestellt. Aufbauend auf Teil eins – Diagnose und Datenlage – und zwei – zur Identifikation der Haupttreiber von Ungleichheit – ging es jetzt um die große Frage, was genau wie gut gegen ein Auseinanderdriften von Einkommen und Vermögen hilft. Würde eine Vermögensteuer überhaupt den Abstand zwischen Reich und Arm maßgeblich reduzieren? Wenn nicht, was sonst?
Die Ergebnisse des Projekts wurden vorab mit diversen Experten besprochen, darunter Andreas Peichl vom Ifo-Institut und Lucas Chancel aus dem Team Piketty. Auf dem Podium jetzt waren: Martin Biewen von der Universität Tübingen, Charlotte Bartels vom DIW sowie Clara Martinez Toledano von Imperial College Business School. Stefan Bach und Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) haben in einer Studie zunächst eine Bestandsaufnahme der Einkommens- und Vermögensungleichheit vorgenommen, bevor sie einzelne Politikmaßnahmen auf ihre Wirksamkeit hin überprüft haben.
Die Diskussion als Re-live
Economics of populism – Bidenomics as a blueprint for winning back the left behind?
Robert Gold hat eine Studie für das Forum New Economy über die sozioökonomischen Ursachen des Populismus verfasst, die er auf dem VIII. New Paradigm Workshop vorstellte.
Robert Gold vom Kieler Institut für Weltwirtschaft hat gerade über die sozioökonomischen Ursachen des Populismus geschrieben. Die ersten Schritte bestanden darin, das Ausmaß und die treibenden Kräfte zu ermitteln. Sein Papier ist nun ein Versuch, abzuleiten, welche politischen Maßnahmen gegen neue Populismusausbrüche helfen. Die Studie wird demnächst auf unserer Website veröffentlicht. Seit ein paar Wochen gibt es in dieser Hinsicht ein Realexperiment: die großen Reformpakete des neuen US-Präsidenten Joe Biden – mit dem offensichtlichen Ziel, zu verhindern, dass die Amerikaner beim nächsten Mal wieder einen Populisten wie Donald Trump wählen. Thomas Ferguson vom Institute for New Economic Thinking INET in New York hat sich auf dem Panel zu den Chancen von Bidenomics geäußert. Weitere Podiumsteilnehmer über den Kampf gegen den Populismus: Dalia Marin, die den Populismus in Deutschland und den USA vergleicht, und Catherine Fieschi.
Robert Gold im Re-live
Dani Rodrik und Joe Kaeser im Talk: Wie schafft man eine Globalisierung von der alle profitieren?
In ihrem Talk auf dem VIII. New Paradigm Workshop sprachen Harvard-Ökonom Dani Rodrik und ehemaliger Siemens CEO Joe Kaeser darüber, was gute Arbeitsmarktpolitik ausmacht, wozu Unternehmen bestimmt sind und ob es eine SUV-Steuer geben sollte.
In seiner Keynote (Folien unten) konzentrierte sich der Harvard-Ökonom Dani Rokdrik auf gute Arbeitsmarktpolitik. Er wies auf die Grenzen des Wohlfahrtsstaates und die Bedeutung von Arbeitsplätzen für persönliches Wohlergehen hin. Laut Rodrik sollte die Beschäftigungspolitik eine bessere aktive Marktpolitik in Verbindung mit Arbeitgebern sowie eine Industrie- und Regionalpolitik umfassen, die auf gute Arbeitsplätze abzielt. Er betonte auch, dass Technologie – genau wie die Globalisierung – nichts Gottgegebenes ist, sondern von der Politik gestaltet werden kann. Er argumentierte, dass die Innovationspolitik auf arbeitsfreundliche und weniger kapitalintensive Technologien ausgerichtet sein sollte.
Ex-Siemens-CEO Joe Kaeser widersprach Milton Friedman, dass der Sinn von Unternehmen lediglich im Geschäft liege (the business of businesses is business) sondern dass Unternehmen der Gesellschaft dienen sollten. Kaeser forderte von der Politik den Mut, notwendige Reformen von einer Shareholder-Value-Welt hin zu einem Stakeholder-Kapitalismus umzusetzen.
Die Diskussion als Re-live
Finanzaufsicht nach Wirecard – Zeit für ein neues Paradgima
Gerhard Schick und Martin Hellwig präsentierten ihren Vorschlag für einen Paradigmenwechsel in der deutschen Finanzaufsicht auf dem VIII. New Paradigm Workshop.
Braucht die Finanzaufsicht nach all den Skandalen um Wirecard und andere nicht ein völlig neues Selbstverständnis – ein neues Paradigma jenseits der alten Nähe zu den gelobten Finanzmärkten? Das war der Vorschlag von Gerhard Schick und Martin Hellwig, den sie auf dem VIII. New Paradigm Workshop vorgestellt haben. Anschließend kommentierten Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, und die Ökonomin Daniela Gabor aus Bristol diese Anregung. Die Moderation übernahm Olaf Storbeck von der FT, die maßgeblich am Auslösen des Wirecard-Skandals beteiligt war.
Die ganze Diskussion als Video
Herausforderung Klimakrise: Schafft Deutschland die Transformation?
Schafft Deutschland den Übergang zur Klimaneutralität bis 2050? Das war die Hauptfrage beim Klima-Panel des VIII. New Paradigm Workshops.
Es gab Zeiten, da galt Deutschland als Vorbild, wenn es um Umwelt- und Klimaschutz ging. Heute stellt sich die Frage, ob das Land die große Transformation schaffen kann, um bis 2045 oder 2050 klimaneutral zu werden. Patrick Graichen von Agora Energiewende hat vorgestellt, wie das tatsächlich erreicht werden könnte.
Was die Transformation der Autoindustrie in den nächsten Jahren für Beschäftigung und Wertschöpfung in Deutschland bedeutet – das haben die Experten von Boston Consulting in einer bisher unveröffentlichten Studie abgeschätzt, deren Ergebnisse ebenfalls beim New Paradigm Workshop vorgestellt wurden.
Tom Krebs hat in einer Studie des Forums abgeschätzt, wie viel öffentlich in die Umstellung der Industrie auf grünen Wasserstoff investiert werden müsste. Er kommt zum Schluss, dass das Investitionsziel der Bundesregierung um ein Zehnfaches höher sein müsste.
Weitere Diskussionsteilnehmer zu der großen Frage, ob Deutschland die Umstellung schaffen kann: KfW-Chefvolkswirtin Friederike Köhler-Geib und Laurence Tubiana von der European Climate Foundation. Moderation: Carlo Jaeger vom Global Climate Forum.
Die Diskussion im Re-live
Das Voraussichtsprinzip: Ein neuer Regelrahmen für Fiskalpolitik
Mark Blyth und Eric Lonergan haben in ihrem Forumspapier dargelegt, wie allgemeine Fiskalregeln aufgestellt werden könnten, die besser geeignet sind als die Schuldenziele, die in den letzten Jahrzehnten vor allem in Europa vorherrschten.
Eine der wichtigsten politische Frage heute? Wie geht man mit der hohen Staatsverschuldung nach der Corona-Krise um – und wie müssen dafür die bisherigen Schulden- und Fiskalregeln reformiert werden? Mark Blyth von der Brown University und Eric Lonergan von M&G Investments haben auf dem VIII. New Paradigm Workshop ihren Vorschlag für eine neue Schuldenregel vorgestellt: das Voraussichtsprinzip (The Prudence Principle). Die Idee ist, zwei verschiedene Regeln zu haben – je nach Wirtschaftslage, nämlich dem Verhältnis von Zinssätzen auf Staatsanleihen und Wachstumsraten. Ihr Vorschlag wurde diskutiert mit: Jakob von Weizsäcker, Chefvolkswirt im Bundesfinanzministerium, Peter Bofinger von der Universität Würzburg und Véronique Riches-Flores aus Paris.
Die Diskussion im Re-live
Weg von der Schuldenbremse – hin zu einer flexibleren Fiskalpolitik?
Über die Schuldenbremse wird momentan viel gestritten. Bei dem VIII. New Paradigm Workshop ist ein Vorschlag zu einer Reform diskutiert worden, den Philippa Sigl-Glöckner mit anderen im Auftrag des Forum New Economy erarbeitet haben.
Was ist eigentlich der konjunkturelle Normalzustand und wie wird er bestimmt? Das ist die Kernfrage, um die sich der Vorschlag von Philippa Sigl-Glöckner und ihren Kolleginnen vom Dezernat Zukunft zur Reform der Schuldenbremse dreht. In ihrer Studie, die vom Forum in Auftrag gegeben wurde, wird ein Vorschlag erarbeitet, wie durch eine Verschiebung des Fokus weg von Konjunkturstabilisierung hin zur Vollauslastung bis zu 64 Mrd. Euro (2,1% des BIP) mehr Schulden möglich wären – ohne, dass eine Grundgesetzänderung nötig wäre.
In eine ähnliche Richtung, aber mit einem anderen Fokus, gehen Michael Hüther vom IW Köln und Jens Südekum von der Universität Düsseldorf mit ihrem Vorschlag. Außerdem auf dem Podium: Monika Schnitzer von den Wirtschaftsweisen und Shahin Vallée von der DGAP.
Towards new fiscal rules for the euro zone?
Prominente französische Ökonomen um Macron haben einen Reformvorschlag für den Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt verfasst und auf dem VIII. New Paradigm Workshop diskutiert.
In einem Policy Paper für den Conseil d’analyse économique (CAE) haben die französischen Ökonomen Philippe Martin, Jean Pisani-Ferry und Xavier Ragot einen Reformvorschlag für den europäischen Fiskalrahmen entwickelt. Sie fordern unter anderem die Abschaffung der starren prozentualen Grenzen und des Kriteriums, die Verschuldung anhand der Wirtschaftsleistung zu messen, den einzelnen Mitgliedsstaaten mehr Flexibilität bei der Haushaltsplanung zuzugestehen und eine bessere fiskalpolitische Koordination innerhalb der Eurozone durch eine stärkere Berücksichtigung der makroökonomischen Ungleichgewichte zu erreichen.
Wie stehen die Chancen für diesen quasi-offiziellen französischen Vorschlag? Wie sollte und wird sich die neue deutsche Regierung zu diesem Thema positionieren? Diese Fragen wurden auf dem VIII. New Paradigm Workshop diskutiert.
Die Autoren der Studie haben zunächst ihren Reformvorschlag vorgestellt. Teilnehmer der anschließenden Diskussion waren Annamaria Simonazzi, Wirtschaftsprofessorin an der Sapienza Universität Rom, der Leiter der Europaabteilung im Finanzministerium Thomas Westphal und der Bruegel Direktor Guntram Wolff. Die Sitzung wurde von Martin Sandbu (Financial Times) moderiert.
Die ganze Session
On climate, jobs and financial stability: Towards a new mandate for central banks?
Braucht die EZB ein neues Mandat? Diese Frage wurde auf dem VIII. New Paradigm Workshop von Isabel Schnabel, Adam Tooze, Moritz Schularick und Laurence Tubiana diskutiert.
Es gab eine Zeit, da schien die Welt für die Währungshüter noch in Ordnung – und vor allem einfach – zu sein. Alle paar Wochen mussten sie entscheiden, ob es angesichts der jüngsten Preisentwicklungen besser wäre, die Leitzinsen um einen Viertelpunkt zu erhöhen – oder nicht. Das war vor langer Zeit. Heute sind Notenbanker immer dann gefragt, wenn Banken in der Krise sind oder Anleger aus Staatsanleihen flüchten. Mehr noch: Sie könnten sogar helfen, das Klima zu retten, gibt EZB-Chefin Christine Lagarde zu. Brauchen die Währungshüter nicht auf der Stelle ein neues Mandat? Diese hochsensible Frage war das Thema von Tag 3 des VIII. New Paradigm Workshop.
EZB-Direktorin Isabel Schnabel hielt eine Keynote zur Frage, inwieweit Zentralbanken gesellschaftliche Verantwortung (mit)tragen können – ohne ihre Unabhängigkeit zu verlieren. Die ganze Rede können Sie nachlesen hier.
Anschließend warf Adam Tooze die Frage auf, ob die EZB nicht besser mit einem neuen Mandat bedient wäre – weil sie sich um die Stabilität der Finanzmärkte, das Auseinanderdriften der Vermögen oder die Rettung des Klimas kümmern muss. In der von ihm vorgestellten Forumsstudie beschrieb Moritz Schularick, wie sich die Leitbilder und Paradigmen von Zentralbanken ändern können. Beide Studien werden in Kürze auch hier auf der Website veröffentlicht werden. Moderiert wurde die Diskussion von Laurence Tubiana, Professorin für Wirtschaftswissenschaften und CEO der European Climate Foundation.