EUROPA

European elections ahead – The next shock?

Eine Zusammenfassung des Berlin Summit „Winning back the people“, Mai 2024

VERÖFFENTLICHT

13. JUNI 2024

Da die Europawahlen bevorstehen, zeigen verschiedene Perspektiven mögliche Herausforderungen und Veränderungen innerhalb der EU auf. Jeromin Zettelmeyer (Bruegel) aus Brüssel stellt fest, dass die Diskussion über den nächsten EU-Haushalt in anderthalb Jahren stattfinden wird. Diese Zeitspanne birgt zwei wesentliche Risiken. Erstens ist unklar, ob Ursula von der Leyen wiedergewählt wird, da sie die Unterstützung von rechtsgerichteten Fraktionen benötigt. Zweitens könnte die italienische Premierministerin Giorgia Meloni ihre Position nutzen, um Zugeständnisse von von der Leyen zu erlangen, wobei sie die Schuldenverwaltung gegenüber Umweltinitiativen wie dem Green Deal priorisiert.

Aus niederländischer Sicht hebt Servaas Storm (TU Delft) hervor, dass die Regierungsbildung in den Niederlanden sechs Monate gedauert hat und ihre Stabilität weiterhin ungewiss ist. Es wird erwartet, dass die niederländische Regierung in Brüssel für Ausnahmen, insbesondere von Klimaregelungen, lobbyieren wird. Trotz der starken wirtschaftlichen Leistung des Landes unterstützen 25 % der niederländischen Bevölkerung populistische Parteien. Dieses Phänomen lässt sich auf einen Wohlfahrtsstaat zurückführen, der als vorteilhaft nur für diejenigen angesehen wird, die als „verdient“ gelten, sowie auf Sparmaßnahmen und die Kluft zwischen Stadt und Land.

Antonella Stirati (Universität Roma Tre) bietet Einblicke aus Italien, wo Melonis populistische Partei Mittel für das unterfinanzierte nationale Gesundheitssystem gekürzt hat. Stirati argumentiert, dass der Begriff „Populisten“ in wirtschaftlichen Diskussionen nicht besonders nützlich ist. Populistische Wirtschaftspolitiken beinhalten oft Maßnahmen mit breiter Unterstützung, die jedoch unrealistisch und schädlich sind. Austerität hat die Unterstützung der Arbeiterklasse nach rechts verschoben. Stirati schlägt auch vor, dass, wenn Populismus als falsche Versprechungen definiert wird, die EU selbst als populistisch betrachtet werden könnte.

In Deutschland weist Sebastian Dullien (IMK) auf den zunehmenden Einfluss populistischer Parteien hin, die durch migrationsfeindliche und sozialstaatsfeindliche Politiken gekennzeichnet sind. Unterdessen sagt Shahin Vallée aus Frankreich voraus, dass Marine Le Pen wahrscheinlich die nächsten Wahlen gewinnen wird, was auf eine bedeutende Verschiebung in der französischen Politik hinweist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die bevorstehenden Europawahlen erhebliche Veränderungen und Herausforderungen mit sich bringen werden. Verschiedene Perspektiven beleuchten das komplexe Zusammenspiel von Wirtschaftspolitiken, Populismus und politischer Stabilität auf dem gesamten Kontinent.

ZUM THEMA EUROPA

KNOWLEDGE BASE

Das Europa der vergangenen Jahrzehnte wurde stark vom Primat der Wirtschaft und dem Vertrauen in die Heilungskraft der Märkte geprägt. Die Euro-Krise hat dies erschüttert. Seither wird gestritten, wie die Währungsunion vor neuen Paniken besser geschützt werden kann – und wie sich das Auseinanderdriften von Ländern besser verhindern lässt.

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