FINANZWELT

Debatte über die Rolle der Zentralbank

Die neue Ausgabe der Forum New Economy Working Paper Series enthält einen Beitrag von Adam Tooze, der sich mit den neuen Aufgaben der Zentralbanken befasst.

VON

XHULIA LIKAJ

VERÖFFENTLICHT

5. JANUAR 2022

LESEDAUER

3 MIN

Die erste Veröffentlichung des Jahres ist ein Beitrag von Adam Tooze, der unsere Forum New Economy Working Paper Series ergänzt. Der Beitrag ist ein lauter Aufruf, die Debatte über die Notwendigkeit einer Änderung des Mandats der Zentralbanken offen zu halten. Nicht, weil die Zentralbanken versagen, sondern weil sich ihre Rolle als Reaktion auf die großen Krisen und die sich verändernden Umstände des letzten Jahrzehnts deutlich gewandelt hat. Und wenn man bedenkt, wie massiv die Auswirkungen der Interventionen der Zentralbanken sind, scheint es unvermeidlich, zurückzublicken und sogar einige der Grundlagen zu hinterfragen.

Die COVID-Krise machte eine massive fiskalische Reaktion erforderlich, was wiederum die Frage nach der Verbindung zwischen der Fiskalpolitik und der Rolle der Zentralbanken aufkommen ließ. Die zunehmende Ungleichheit zwang die Zentralbanken, die Verteilungsauswirkungen ihrer gesamten Politik zu berücksichtigen. Angesichts der Klimaproblematik werden die Forderungen an die Zentralbanken, grüne Parameter in ihre Risikoüberwachung zu integrieren, immer lauter.

All diese Themen, so stellt der Autor fest, stellen das vorherrschende Modell einer unabhängigen Zentralbank in Frage. Und selbst der einst unbestrittene Begriff der Preisstabilität kann nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden.

Die Aufforderung, über eine neue Rolle der Zentralbanken zu diskutieren, ist daher – so der Autor – keine Kritik an den Antworten der Zentralbanker auf die aktuellen Herausforderungen, sondern eine Aufforderung, die bereits eingetretenen Veränderungen deutlich zu machen und überholte Vorstellungen und restriktive rechtliche Rahmenbedingungen den Realitäten anzupassen. In den USA hat die Fed unter Ausnutzung ihres doppelten Mandats schrittweise Anpassungen vorgenommen und ist als Reaktion auf die sich verändernden Umstände langsam zu einer akkommodierenden und sozialeren Haltung übergegangen. In Europa macht das Fehlen einer ausdrücklichen demokratischen Ermächtigung für die Politik der EZB die Dinge etwas komplizierter und schränkt ihre Fähigkeit ein, einen wirksamen Beitrag zu den umfassenderen wirtschafts-, umwelt- und sozialpolitischen Zielen der EU zu leisten. Die Flexibilität, die das so genannte sekundäre Mandat bietet, eröffnet jedoch Raum für eine Rangordnung der Prioritäten. Auf diese Weise könnten Ziele wie die Kohlenstoffneutralität bis 2050 oder ein soziales Europa in den Vordergrund rücken.

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KNOWLEDGE BASE

Auch zehn Jahre nach der Finanzkrise scheint eine wirkliche Stabilität des Finanzsystems nicht in Sicht zu sein. Risiken werden periodisch falsch bewertet und führen zu Boom-Bust-Zyklen. Ein stabileres Finanzsystem sollte kurzfristige Spekulationen erschweren, systemische Risiken begrenzen und das Vermögen gerechter verteilen.

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