UNGLEICHHEIT

Charlotte Bartels: wie der Vermögens-Simulator rechnet

Warum es nicht ausreicht, den Reichen etwas wegzunehmen, um substanziell etwas an der Vermögensungleichheit zu ändern.

VERÖFFENTLICHT

13. NOVEMBER 2023

Vergangenen Freitag haben wir unseren Vermögens-Simulator für Deutschland gelauncht, den wir gemeinsam mit einer Wissenschaftlergruppe um Timm Bönke und Charlotte Bartels vom DIW Berlin entwickelt haben. Der Simulator gibt erstmals Antworten darauf, welches Instrument wie stark dazu beitragen würde, Vermögen in Deutschland gerechter zu verteilen.

In diesem Video kommentiert Charlotte Bartels, welche Lehren sich aus dem Simulator ziehen lassen – und wieso es zum Abbau der Ungleichheit nicht einfach ausreicht, Reiche stärker zu besteuern.

Eine ausführlichere Erklärung dazu lieferte Charlotte Bartels in ihrer Präsentation am vergangenen Freitag (die Slides sind unter diesem Beitrag zum Download verfügbar). Nach den vorgestellten Simulationsergebnissen ändert sich durch einnahmeseitige Instrumente wie der Einführung einer Vermögen- oder Erbschaftsteuer relativ wenig an den Vermögensanteilen, während ausgabeseitige Instrumente wie ein Grunderbe einen stärkeren Effekt aufweisen. Dafür gibt es im Kern zwei Gründe. Erstens, die aktuelle Verteilung der Vermögen, bei denen die unteren 50% fast nichts besitzen, wodurch den Vermögensaufbau fördernde Maßnahmen eine große Wirkung erzielen können. Zweitens, eine Reihe von Annahmen und Daten-Limitationen. So sind große Schenkungen und Erbschaften beispielsweise unterrepräsentiert. Außerdem können Betriebsvermögen nicht einbezogen werden, da die Daten entweder nicht verfügbar sind, oder gesetzliche Vorgaben zum Datenschutz im Wege stehen. Zudem konzentriert sich die Stichprobe auf 20-60 Jährige, um Dynamiken beim Vermögensaufbau besser simulieren zu können.

In ihrem Vortrag betonte Charlotte Bartels, dass ihre Ergebnisse nicht als Entweder-oder interpretiert werden sollten. Würde man beispielsweise derzeit geltende gesetzliche Ausnahmen für Betriebsvermögen abschaffen, könnte eine Erbschaftsteuer durchaus ein wichtiges Instrument zur Gegenfinanzierung eines Grunderbes darstellen. Allerdings zeige der Simulator, dass der isolierte (ceteris paribus) Effekt einer Erbschaft- oder Vermögensteuer auf die Entwicklung der Ungleichheit nur begrenzt sei.

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Das Gefälle zwischen Arm und Reich scheint selbst in einem Land wie Deutschland zunehmend den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden. Um den Trend umzukehren, ist es wichtig, die wirklichen Ursachen des Auseinandergehens von Einkommen und Vermögen zu verstehen.

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