FINANZWELT

Moritz Schularick im Talk: Neue Perspektiven für die Geldpolitik

Die Forum Working Paper Series ist um einen Beitrag von Moritz Schularick erweitert worden. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, warum das traditionelle, begrenzte Mandat der Zentralbanken aktuellen Herausforderungen nicht mehr gerecht wird.

VON

XHULIA LIKAJ

VERÖFFENTLICHT

28. JANUAR 2022

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3 MIN

In einer neuen Forum New Economy Studie, erläutert Moritz Schularick, wie einige der Annahmen, auf denen die Mandate der Zentralbanken beruhen, nicht mehr den Gegebenheiten unserer Zeit entsprechen und entsprechend den Veränderungen im akademischen Denken, den politischen Prioritäten und den makroökonomischen Paradigmen weiterentwickelt werden müssen.

Der Autor prognostiziert, dass die Zentralbanken in 10-20 Jahren ganz anders aussehen werden. Als Herausforderungen für das Inflationszielmandat nennt Schularick Verteilungsfragen, das Bestehen von Zielkonflikten zwischen einem stabilen Inflationsniveau und Vollbeschäftigung sowie eine riskante Beziehung zu Finanzinstituten, die zu Instabilität führt. Im Hinblick auf diese Herausforderungen wird in dem Papier erläutert, warum die Geldpolitik in einer Welt, in der die Haushalte unterschiedliche Einkommens- und Vermögensprofile aufweisen, nicht mehr verteilungsneutral ist und dadurch einige unverhältnismäßig stark begünstigt und andere benachteiligt werden.

Darüber hinaus ist das so genannte Konzept der „göttlichen Fügung“ nicht mehr gültig, nachdem die Revolution der heterogenen Akteure in der Makroökonomie das Verhältnis zwischen Inflation und Produktionsstabilisierung in Frage gestellt hat. Und schließlich scheint diese Stabilisierungspolitik risikoreiches Verhalten zu fördern und die Intermediäre zunehmend den systematischen Risiken auszusetzen, die die Zentralbanken versichern, was wiederum die finanzielle und wirtschaftliche Anfälligkeit erhöht. Diese Fragen erscheinen angesichts der aktuellen Inflation und der Tatsache, dass die FED wieder einen aggressiven Ansatz zu verfolgen scheint und viele Ökonomen in diesem Jahr mehrere Zinserhöhungsrunden erwarten, umso wichtiger. Obwohl sich das Papier auf diese drei großen Herausforderungen konzentriert, räumt der Autor ein, dass dies nicht die einzigen sind, die die Zentralbanken in Betracht ziehen sollten: ihre Rolle bei der Unterstützung des ökologischen Wandels, das Aufkommen digitaler Währungen und das oft umstrittene Verhältnis zwischen Fiskal- und Geldpolitik sind ebenso dringende Aspekte, die in die Debatte um eine neue Rolle der Zentralbanken einbezogen werden sollten.

Die vollständige Studie kann HIER heruntergeladen werden.

Das ganze Interview mit Moritz Schularick zur Studie

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Auch zehn Jahre nach der Finanzkrise scheint eine wirkliche Stabilität des Finanzsystems nicht in Sicht zu sein. Risiken werden periodisch falsch bewertet und führen zu Boom-Bust-Zyklen. Ein stabileres Finanzsystem sollte kurzfristige Spekulationen erschweren, systemische Risiken begrenzen und das Vermögen gerechter verteilen.

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