NEUES LEITMOTIV

“Nicht so pessimistisch“ – Branko Milanović über die Berlin Declaration

Aus unserer Forum New Economy Newsletter-Reihe

VON

THOMAS FRICKE

VERÖFFENTLICHT

19. MAI 2025

LESEDAUER

2 MIN.

Liebe Freunde, Kolleginnen und Kollegen, 

als im Mai 2024 international führende Expertinnen und Experten zum ersten Berlin Summit zusammenkamen, schien das Unheil bereits absehbar – ein neuer Schub an Populismus und Autoritarismus. Damals ging es darum, wie eine neue Wirtschaftspolitik aussehen müsste, die dem Unmut der Menschen entgegenwirkt.

Ein Jahr später wirkt in den USA ein autoritärer Präsident, Klima- und Industriepolitik scheinen passé, und es drohen immer neue Handelskriege. Was hilft da noch jene Berlin Declaration, die damals auf dem Summit von Dutzenden großen Namen unterschrieben wurde – und die beschrieb, wie eine Politik aussehen müsste, die den Menschen das Gefühl von Ohnmacht nimmt?

Darüber haben wir bei seinem Besuch in der Stadt mit Branko Milanović gesprochen, einem der prominentesten Unterzeichner, der die Declaration damals als etwas beschrieb, was den Washington Consensus der markliberalen Ära ersetzen könnte. An einem Grundproblem habe sich ja nichts geändert, so der Ungleichheitsforscher von der City University of New York: dass große Teile der Bevölkerung wenig von den wirtschaftlichen Gewinnen durch Globalisierung und neoliberalen Politiken gespürt haben. Donald Trump habe dies nur sehr gekonnt genutzt, um die Schuld bei China und bei gering-qualifizierten Migrantezu suchen.

Mit der Zeit werde sich zeigen, dass das, was Trump jetzt tue, nicht wirke, sich die Lage für viele Amerikaner nicht verbessere, so Milanović: „Auf Sicht von vier bis fünf Jahren bin ich nicht pessimistisch.“

Gerade weil sich die Lage in den vergangenen Monaten so dramatisch verändert habe, sei es umso wichtiger, Alternativen aufzuzeigen. Dafür seien die Prinzipien unverändert wichtig, die in der Berlin Declaration festgehalten worden – eine Erklärung, die unter vielen anderen auch von Dani Rodrik, Laura Tyson, Adam Tooze, Mariana Mazzucato und Thomas Piketty unterschrieben ist.

Das vollständige 7-Minuten-Video mit Branko Milanović: hier.

Beim zweiten Berlin Summit in gut drei Wochen wird es denn auch tatsächlich nicht darum gehen, eine neue Erklärung mit neuen Prinzipien zu entwickeln – sondern auszuloten, was diese für eine neue Politik in Zukunft bedeuten: für eine besser ausgereifte künftige Industrie- und Klimapolitik; oder für eine kooperative Variante der Globalisierung. Leitmotiv: Winning back the future.

Hier geht’s zur Anmeldung für den öffentlichen Teil am 13. Juni – mit Adam Tooze, James Galbraith, Dalia Marin, Maja Göpel und anderen.

Eine schöne Woche noch

Thomas Fricke

Dieser Text stammt aus unserer zweiwöchig erscheinenden Newsletter-Reihe. Zur Anmeldung geht es hier.

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