NEUES LEITMOTIV
Zeit für einen neuen Washington Consensus?
Bidens nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan hat kürzlich die Vision eines neuen Washingtoner Konsenses dargelegt.
VON
MAREN BUCHHOLTZVERÖFFENTLICHT
5. MAI 2023
"... dieser Moment erfordert, dass wir einen neuen Konsens schmieden. Deshalb verfolgen die Vereinigten Staaten unter Präsident Biden eine moderne Industrie- und Innovationsstrategie - sowohl im eigenen Land als auch mit Partnern in der ganzen Welt."
Angesichts der sich beschleunigenden Erderwärmung, zunehmender geopolitischer Risiken und rekordverdächtiger Ungleichheiten zwischen und innerhalb von Gesellschaften ist die Weltgemeinschaft weit davon entfernt, die 2015 gesetzten Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Nach Sullivans Lesart der vielfältigen Krisen, mit denen die Welt heute konfrontiert ist, ist ein Umdenken in der internationalen Wirtschaftsordnung längst überfällig. Ein Kernelement dieses neuen Ansatzes scheint eine Neubewertung der Rolle des Staates zu sein. In seiner Rede deutet er eine Abkehr von dem naiven Glauben an die Allmacht des Marktes an. In einem kürzlich erschienenen Artikel im New York Magazine interpretierte Eric Levitz die Rede wie folgt:
"Der nachlassende Einfluss des Neoliberalismus auf das politische und intellektuelle Leben in den USA hat eine Öffnung für eine progressive Reform der globalen Wirtschaftspolitik geschaffen. Jake Sullivans Rede letzte Woche bestätigte, dass die Biden-Administration beabsichtigt, diese Gelegenheit zu ergreifen".
Zur Halbzeit der UN Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung wird die erfolgreiche internationale Zusammenarbeit zunehmend von der weiteren Konkretisierung eines neuen Wirtschaftsparadigmas abhängen.