DER STAAT

Superabschreibungen - Das Mittel gegen Rezessionen? Die Short Cut Highlights

Die Ampel kündigt eine Super-Abschreibung für Investitionen in „Klimaschutz und digitale Wirtschaftsgüter“ an. Welche ökonomischen Effekte verspricht sich die Regierung davon? Clemens Fuest, Sandra Detzer, Achim Truger und Markus Herbrand im Short Cut.

VON

DAVID KLÄFFLING

VERÖFFENTLICHT

25. MÄRZ 2022

LESEDAUER

3 MIN

Der Krieg in der Ukraine nährt Rezessionsängste. Wäre jetzt die Zeit für jene Super-Abschreibungen, die als Investitionsprämie für „Klimaschutz und digitale Wirtschaftsgüter“ im Ampel-Koalitionsvertrag stehen und zwischenzeitlich verschoben wurden? Welche Effekte verspricht sich die Regierung von der Prämie? Was spricht dafür, die Maßnahme auf Digitales und Klima zu konzentrieren? Wann wäre der makroökonomisch richtige Zeitpunkt für solche Abschreibungen? Und: Ist die absehbare Dämpfung der Konjunktur durch den Ukraine-Krieg ein Grund, die Vergünstigung für Investitionen zu beschleunigen?

Über all dies diskutierten Clemens Fuest (ifo), Markus Herbrand (FDP), Sandra Detzer (Bündnis 90/ Die Grünen) und Achim Truger (Universität Duisburg-Essen) in unserem letzten Short Cut.

Die wichtigsten Takeaways

Markus Herbrand sieht in der Digitalisierung die Grundlage für viele weitere Punkte des Koalitionsvertrages. Deshalb sei es sehr wichtig, dass ein solches Instrument neben der Dekarbonisierung auch die Digitalisierung als einen der Schlüsselbereiche enthält. Er erkennt jedoch an, dass die tiefgreifend veränderten Umstände die Diskussionen über die Einführung von Super-Abschreibungen in den Hintergrund gedrängt haben, ist sich aber sicher, dass die Frage nicht lautet, ob sie eingeführt werden, sondern wann.

Sandra Detzer hebt hervor, dass Deutschland in diesem Jahr gute Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung hatte, aber der Krieg hat die Situation tiefgreifend verändert und Probleme verschärft, die bereits aufgrund der Pandemie bestanden, wie die mit den Lieferketten und der steigenden Inflation.

In Zukunft müssen wir sicherlich die Investitionen weiter ankurbeln.
Sandra Detzer

Gleichzeitig müssten wir darauf achten, dass wir nicht auf der anderen Seite die Investitionsprobleme verstärken und noch mehr Nachfrageengpässe schaffen. Zusammenfassend glaubt Sandra Detzer, dass die Chance besteht, diese Super-Abschreibungen anzuwenden, aber es wird notwendig sein, neu zu diskutieren, wie sie angesichts der veränderten wirtschaftlichen Bedingungen aussehen werden.

Auch Professor Fuest ist skeptisch, ob ein solches Instrument in der gegenwärtigen Situation angesichts der problematischen Lage der Lieferketten praktikabel ist. Er schlägt vor, dass es klüger wäre, Unternehmen zu unterstützen, die heute Probleme haben, sich aber in der Vergangenheit als profitabel erwiesen haben. Sobald das Problem mit den Lieferketten gelöst ist, können wir wieder über Super-Abschreibungen nachdenken – sei es als Lenkungs- oder Stabilisierungsinstrument.

Auch Professor Achim Truger unterstützt die Idee, dass der Einsatz eines solchen Instruments eher eine Frage des Timings ist. Er sieht klare Vorteile: Man könne Unternehmen entlasten und vor allem Investitionen anregen durch ein sinnvolles Instrument, das gute Chancen hat, diese Ziele zu erreichen, und das gleichzeitig die öffentlichen Haushalte zumindest mittelfristig nicht belastet.

Die gesamte Diskussion als Re-live

ZUM THEMA DER STAAT

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Jahrzehnte lang galt der Konsens, dass sich der Staat sich aus der Wirtschaft zurückziehen und man die Staatsschulden senken sollte, um den Wohlstand zu fördern. Dies hat jedoch zu chronischen Mängeln in Bildung und Infrastruktur geführt. Neuere Forschung versucht zu erörtern, wann es sinnvoll ist, dass sich der Staat in den Wirtschaftsprozess einmischt, um langanhaltenden Wohlstand zu garantieren und Krisen zu verhindern.

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