NEUES LEITMOTIV

Rückblick und Ausblick auf 2022

Wir werfen einen Blick darauf, was das vergangene Jahr für uns als Forum und für uns alle bedeutet hat, und geben einen Einblick in die spannenden Projekte, die wir für 2022 planen.

VON

THOMAS FRICKE

VERÖFFENTLICHT

22. DEZEMBER 2021

LESEDAUER

2 MIN.

Liebe Freunde, Kolleginnen und Kollegen,

es gehört zu den Grundannahmen für das, was wir als Forum New Economy machen: mit dem jahrzehntelang herrschenden Mantra vom Markt, der alles besser macht, lassen sich weder Klimakrise, noch Reichtumsgefälle, auseinandergedriftete Lebensverhältnisse, der Realität entrückte Finanzmärkte oder Zweifel an der Globalisierung beheben. Die Erkenntnis schwingt ein wenig auch durch den Vertrag, mit dem die Ampel-Koalitionäre die Ära Merkel dieses Jahr beendet haben – nicht ganz so sehr durch manche Personalentscheidung – und wie sie in Deutschland so kommentiert wird. Sagen wir, was die Bundesbank angeht. Das Lob für jemanden, der gut ist, weil er die „alte stabilitätsorientierte“ Tradition hochhält, klingt noch nicht so ganz überzeugt vom Neuerungsbedarf – obwohl eine Neudefinition der Rolle von Notenbanken in Zeiten von Klimawandel und Ungleichheit naheliegt, wie Adam Tooze und Moritz Schularick in ihren Studien darlegen. Schließlich haben Notenbanker mit dem, was sie machen, immer auch Einfluss auf Klima und Ungleichheit – anders als es das alte Mantra postulierte.

Wir haben in unserem zweiten Jahr versucht, derart neue ökonomische Ideen aufzufangen, zu beschleunigen und für die Praxis zu übersetzen – ob in Workshops, auf denen Harvard-Ökonom Dani Rodrik mit Siemens-Manager Joe Kaeser über eine Neudefinition der Globalisierung diskutiert hat; oder in Seminaren, in denen es darum ging, wie die nötigen Großinvestitionen der neuen Regierung ohne Bruch der Schuldenbremse zu finanzieren sind. Wir haben Mariana Mazzucato mit Wolfgang Schmidt (inzwischen Kanzleramtschef) über eine missionsorientierte Politik sprechen lassen; Barry Eichengreen über Bidenomics, Minouche Shafik, die Chefin der London School of Economics, über einen neuen gesellschaftlichen Vertrag – und Stormy-Annika Mildner über den Cornwall Consensus, der den Washington Consensus ersetzen könnte. Wir haben Studien darüber in Auftrag gegeben, wie sich die Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen in Deutschland am besten reduzieren ließe – oder darüber, wie ein neues Paradigma vor Finanzskandalen schützen könnte.

Dazu ging es in Symposien um eine schlaue Antwort auf die emotionale Frage nach Wachstum oder Schrumpfung der Wirtschaft – ein müßiger Grundsatzstreit. Die Studie dazu erscheint in Kürze. Und es ging darum, wie ein neues großes Paradigma aussehen könnte, das den marktliberalen Vorgänger ersetzen könnte. Was an neuen Narrativen dazu schon kursiert, haben wir in Umfragen zu wichtigen Leitsätzen der Parteien im Bundestagswahlkampf auszuloten versucht – Trend: es gibt sie schon, und sie kommen an.

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KNOWLEDGE BASE

Nach ein paar Jahrzehnten allzu naiven Marktglaubens brauchen wir dringend neue Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit – und mehr: ein ganz neues Paradigma als Leitfaden. Wir sammeln alles zu den Leuten und der Community, die sich mit dieser großen Frage beschäftigen, sowie mit der historischen wie heutigen Wirkung von Paradigmen und Narrativen – ob in neuen Beiträgen, Auftritten, Büchern und Veranstaltungen.

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