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der New-Economy-Ticker
Aktuelle Nachrichten, Debatten, Vorschläge und Entwicklungen zum neuen ökonomischen Denken auf einen Blick.
Thema einer der hitzigsten Debatten der letzten Jahren in der Makroökonomie war die Kontroverse zwischen monetärer und fiskalischer Dominanz. Während orthodoxe Ökonomen Haushaltsdisziplin anmahnen, um die Höhe der Staatsverschuldung zu kontrollieren, argumentieren Verfechter der funktionalen Finanzwirtschaft, dass einer Regierung, die ihre eigene Währung emittiert, nie das Geld ausgehen kann, so dass die Höhe der Staatsverschuldung relativ unwichtig ist.
Jetzt, da die Inflation zurück ist, wird die Debatte um so relevanter, da die Zentralbanken unter Druck stehen, die Zinsen zu erhöhen. Zusätzliche Salienz verleiht ihr der massive öffentliche Investitionsbedarf, der zur Erreichung der ehrgeizigen Klimaziele erforderlich ist.
Ein neues Arbeitspapier des Centre for the Understanding of Sustainable Prosperity (CUSP) gibt einen Überblick über beide Seiten der Diskussion und zeigt einen Ausweg aus ihr auf. Die drei Autoren Andrew Jackson, Tim Jackson und Frank van Lerven argumentieren gegen eine Rückkehr zur Austerität nach dem Ende der Pandemie und plädieren für mehr Flexibilität und Koordinierung beim Einsatz der Geld- und Fiskalpolitik.
Die ganze Studie gibt es hier.
Vor dem Hintergrund der häufigen Rufe nach Schuldenerlass und Umschuldung veranstaltet die Private Debt Initiative des Institute for New Economic Thinking am Donnerstag, den 3. und Freitag, den 4. Februar 2022 in New York City eine Konferenz zum Thema „Debt Restructuring“. Gastgeber sind Richard Vague (Secretary of Banking and Securities, Commonwealth of Pennsylvania), Rob Johnson (INET President) und Moritz Shularick (INET Fellow).
Die Verschuldung der privaten Haushalte, der Unternehmen und des Staates hat ein Rekordniveau erreicht. Ist diese Verschuldung tragbar? Werden die überhängenden Schuldenlasten das Wachstum im kommenden Jahrzehnt belasten? Welche Rolle kann eine Umschuldung spielen, um eine integrativere Wirtschaft für die Zukunft aufzubauen? All diese und weitere Fragen werden bei der Konferenz diskutiert.
Anmeldung hier.
Heute hat Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck den Jahreswirtschaftsbericht für das Jahr 2022 vorgestellt. Neben den bekannten Kennziffern – der BIP-Prognose, die mit 3,6% geringer ausfällt als noch im Herbst angenommen (4,1%) oder der Inflation, die mit 3,3% höher als zuvor geschätzt (2,2%) ausfällt – ist in diesem Jahr erstmals ein Kapitel „Nachhaltiges und inklusives Wachstum – Dimensionen der Wohlfahrt messbar machen“ im Bericht enthalten. Damit wird das im Koalitionsvertrag festgelegte Vorhaben umgesetzt, eine erweiterte Wohlstandsberichterstattung zu integrieren, die auch Umwelt- und Gerechtigkeitsaspekte berücksichtigt.
Den vollständigen Bericht gibt es hier
Nachdem es jahrelang fast keine Preisbewegungen gab, ist jetzt die Angst vor der Inflation zurück – zusammen mit Debatten über den besten Weg zum Ziel der Preisstabilität. Die konventionelle Wirtschaftspolitik scheint in dieser Frage eindeutig zu sein: höhere Leitzinsen.
Wie der Harvard-Ökonom Dani Rodrik schreibt, gibt es jedoch gute Gründe, warum die Zentralbanken zögern, dieses Instrument einzusetzen: die Vorstellung einer nur vorübergehenden Inflation oder kostspielige Nebeneffekte höherer Zinssätze wie Konkurse. Deshalb standen in den letzten Wochen alternative politische Instrumente im Mittelpunkt hitziger Debatten zwischen Ökonomen.
Dabei stand der Vorschlag der Amherst-Professorin Isabella Weber, alternative Instrumente wie Preiskontrollen stärker in den Fokus der Diskussion zu rücken, im Mittelpunkt der Debatte. Dani Rodriks Rat für diejenigen, die diese Politik sofort ablehnen:
Die Ökonomik ist keine Wissenschaft mit festen Regeln. Unterschiedliche Bedingungen erfordern unterschiedliche Politikmaßnahmen. Die einzig gültige Antwort auf wirtschaftspolitische Fragen lautet: „Es kommt darauf an“.
Lesen Sie den vollständigen Artikel hier.
In einer Rezension von Diane Coyles Buch „Cogs and Monsters: What Economics Is, and What It Should Be“ wirft James K. Galbraith der Cambridge-Professorin vor, das von Keynes, Kaldor und Co. hinterlassene Erbe der Cambridge Economics vernachlässigt zu haben.
Er beschuldigt die Autorin, einen für Reformer der Ökonomik typischen Fehler zu begehen: Sie mache sich dieselben falschen Prämissen zu eigen, die sie eigentlich überwinden wollte. Zum Beispiel rationale Individuen, vollkommene Wettbewerbsmärkte und Preise als Knappheitssignale. Natürlich räumt Galbraith ein, dass der Ökonomen-Mainstream den Marktfundamentalismus der 1980er Jahre hinter sich gelassen hat und verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse, asymmetrische Informationen oder starre Preise heute Standard sind. Dennoch blieben alle diese „Abweichungen“ der Orthodoxie treu, die Preise als Schlüssel zu allem betrachtet – etwas, das Nicholas Kaldor entschieden ablehnte, der Preissignale letztlich als Ausdruck von Mengensignalen betrachtete.
Galbraith zufolge braucht eine wirklich tiefgreifende Kritik der Ökonomik noch eine neue theoretische Grundlage – oder anders gesagt ein neues Paradigma. Vielleicht kann die Erkenntnis, dass man auf den Schultern von Riesen steht, dabei helfen.
Lesen Sie die vollständige Buchbesprechung hier.