ZEITRAUM

Macrons Sieg ist nicht die Niederlage des Populismus – Artikel
Yanis Varoufakis, Project Syndicate, 25.04.2022

Der französische Präsident Emmanuel Macron wurde wiedergewählt, weil es ihm gelungen ist, sich als Inbegriff des effizienten, kompetenten Verwalters zu präsentieren. Aber die Wahl hat auch gezeigt, dass mehr Wähler als je zuvor das System sprengen wollen, anstatt es besser zu verwalten.

Die Fiskalillusion: In wenigen Wochen wird die Ampel die Schuldenbremse fallen lassen – Artikel
Martin Greive, Handelsblatt, 25.04.2022

Bundesfinanzminister Christian Lindner kann nur noch wählen, welchen Tod er finanzpolitisch sterben will. Er dürfte eine der rotesten Linien der Liberalen überschreiten.

Der kleine grüne Staat – Artikel (Paywall)
Daniela Gabor, Jacobin, 15.04.2022
Die Klimakrise bringt den Staat zurück. Doch statt eine ökologische Transformation zu organisieren, soll er bloß die Investitionsrisiken des privaten Kapitals auf sich nehmen.

The Case for a New Bretton Woods – Buchbesprechung
Kevin P. Gallagher, Richard Kozul-Wright, April 2022
Nach der globalen Finanzkrise 2008-9 wurden Reformen zur Förderung von Stabilität, sozialer Integration und Nachhaltigkeit versprochen, aber nicht umgesetzt. Infolgedessen ist die globale Wirtschaftslage, die von Ungleichheit, Volatilität und Klimazusammenbruch geprägt ist, nach wie vor dysfunktional. Jetzt bieten uns die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie eine zweite Chance.

Betont wird zwar der Einklang mit den europäischen Fiskalregeln, doch die sind ja auch alles andere als unumstritten. Vorgeschlagen wird beispielsweise eine periodengerechte Verbuchung der Zinsausgaben, eine Anhebung der reguläre Kreditgrenze der Schuldenbremse von 0,35% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf die Mittelfristziele der europäischen Regeln (0,5%-1%). Außerdem word eine Art gekappte Goldene Regeln ins Spiel gebracht, indem Investitionen gegenüber konsumtiven Ausgaben privilegiert werden könnten.

Den vollständigen Bericht gibt es hier.

Es gibt eine lebhafte und andauernde Debatte über eine Reform der EU-Schuldenregeln. Ein neues Paper des Dezernat Zukunft erforscht die Möglichkeiten von einfachen und nützlichen Anpassungen, die schnell umgesetzt werden könnten, während die Diskussion weiterläuft.

Der Vorschlag basiert darauf, die Methode zur Schätzung des Produktionspotenzials zu aktualisieren, um das tatsächliche Wirtschaftspotenzial besser widerzuspiegeln, anstatt es weitgehend aus einem vergangenen Trend zu extrapolieren. Dies würde keine Gesetzesänderung erfordern, auf früheren Bemühungen der EU-KOM zur Verfeinerung der Berechnungen des Produktionspotenzials aufbauen und könnte steuerlichen Spielraum für die Erholung von Covid sowie für Klima-, Energie- und Sicherheitsinvestitionen schaffen.

Die vollständige Studie ist hier verfügbar.

Wirtschaft: „Es braucht eine völlig andere Wettbewerbspolitik“ – Artikel
Stephan Kaufmann, Frankfurter Rundschau, 12.04.2022
Der Entwicklungsökonom Patrick Kaczmarczyk kritisiert volkswirtschaftliche Modelle und fordert ein Umdenken bei den Lohn- und Kapitalkosten in Europa.

Tax Coordination Can Lead to a Fairer, Greener Global Economy – Blogpost
Vitor Gaspar, Shafik Hebous, Paolo Mauro, IMF Blog, 12.04.2022
Technologie, Globalisierung und globale Erwärmung haben die Welt verändert, und die Besteuerung muss damit Schritt halten. Eine länderübergreifende Zusammenarbeit kann die Einnahmen erhöhen, die Ungleichheit bekämpfen und den Klimawandel bekämpfen.

Is Competition Always Good? – Article
Diane Coyle, Project Syndicate, 11.04.2022
Die politischen Entscheidungsträger müssen nun anerkennen, dass gesunde Märkte einen Wettbewerb zwischen verschiedenen Geschäftsmodellen sowie in Bezug auf traditionelle Dimensionen wie Preis, Qualität und Innovation erfordern. Um dies zu erreichen, ist entweder eine aktivere Durchsetzung oder ein regulatorisches Eingreifen erforderlich.

Einer der führendem Ökonomen zu dem Thema Ungleichheit hat ein neues Buch über die kurze, aber umfassende und überraschend optimistische Geschichte des gesellschaftlichen Prozesses in Richtung (ökonomischer) Gleichheit vor, trotz Krisen, Katastrophen und Rückschritten.

Das Buch ist eine historische Wanderung durch die großen sozio-intellektuellen Bewegungen vergangener Jahrzehnte, das Wachstum des Kapitalismus, Revolutionen, Imperialismus, Kriege und den Aufbau des Wohlfahrtsstaats. Piketty zieht dabei ein überraschend positives Fazit, nämlich dass wir uns stets hin zu einer gerechteren Verteilung von Einkommen und Vermögen sowie eines besseren Zugangs zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Bürgerrechten bewegt haben. Am Ende fordert er, dass diese Entwicklung sich fortsetzen müsse, wird aber nicht viel präziser, wie genau das geschehen soll.

Das Buch gibt es hier. Eine Rezension von Diane Coyle in der Financial Times gibt es hier.

UNSERE THEMENSCHWERPUNKTE

Neues Leitmotiv

NEUES LEITMOTIV

Nach ein paar Jahrzehnten allzu naiven Marktglaubens brauchen wir dringend neue Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit – und mehr: ein ganz neues Paradigma als Leitfaden. Wir sammeln alles zu den Leuten und der Community, die sich mit dieser großen Frage beschäftigen, sowie mit der historischen wie heutigen Wirkung von Paradigmen und Narrativen – ob in neuen Beiträgen, Auftritten, Büchern und Veranstaltungen.

Staat
neu denken

STAAT
NEU DENKEN

Jahrzehnte lang galt der Konsens, dass sich der Staat sich aus der Wirtschaft zurückziehen und man die Staatsschulden senken sollte, um den Wohlstand zu fördern. Dies hat jedoch zu chronischen Mängeln in Bildung und Infrastruktur geführt. Neuere Forschung versucht zu erörtern, wann es sinnvoll ist, dass sich der Staat in den Wirtschaftsprozess einmischt, um langanhaltenden Wohlstand zu garantieren und Krisen zu verhindern.

Klima
in Wohlstand
retten

KLIMA
IN WOHLSTAND
RETTEN

Zu Hochzeiten des Glaubens an die Märkte galt als bestes Mittel gegen die Klimakrise, an den Märkten einen CO2-Preis aushandeln zu lassen. Heute ist zunehmend Konsens, dass das nur bedingt funktioniert - und es weit mehr braucht, als nur einen Preis.

Ungleichheit
verringern

UNGLEICHHEIT
VERRINGERN

Das Gefälle zwischen Arm und Reich scheint selbst in einem Land wie Deutschland zunehmend den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden. Um den Trend umzukehren, ist es wichtig, die wirklichen Ursachen des Auseinandergehens von Einkommen und Vermögen zu verstehen.

Finanzwelt
erneuern

FINANZWELT
ERNEUERN

Auch zehn Jahre nach der Finanzkrise scheint eine wirkliche Stabilität des Finanzsystems nicht in Sicht zu sein. Risiken werden periodisch falsch bewertet und führen zu Boom-Bust-Zyklen. Ein stabileres Finanzsystem sollte kurzfristige Spekulationen erschweren, systemische Risiken begrenzen und das Vermögen gerechter verteilen.

Innovation Lab

INNOVATION LAB

Brauchen wir ein ganz neues Verständnis von Wirtschaftswachstum? Was wäre eine reale Alternative? Wie praktikabel sind Alternativen zum Bruttoinlandsprodukt, wenn es um die Messung von Wohlstand geht? Um diese und andere grundsätzlichere Herausforderungen geht es in dieser Sektion.

Globalisierung
für alle

GLOBALISIERUNG
FÜR ALLE

Nach drei Jahrzehnten schlecht gemanagter Integration ist die Globalisierung durch soziale Unzufriedenheit und den Aufstieg populistischer Kräfte bedroht. Es gilt dringend die negativen Nebeneffekte auf viele Menschen zu beheben - und klarer zu definieren, welche Herausforderungen auf lokaler oder regionaler, und welche über Grenzen hinweg angegangen werden sollten.

Europa
jenseits
der Märkte

EUROPA
JENSEITS
DER MÄRKTE

Das Europa der vergangenen Jahrzehnte wurde stark vom Primat der Wirtschaft und dem Vertrauen in die Heilungskraft der Märkte geprägt. Die Euro-Krise hat dies erschüttert. Seither wird gestritten, wie die Währungsunion vor neuen Paniken besser geschützt werden kann – und wie sich das Auseinanderdriften von Ländern besser verhindern lässt.

Corona-Krise

CORONA-KRISE

Die aktuelle Corona Krise ist mitunter die schwerste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit. ÖkonomInnen arbeiten intensiv an einer Milderung der wirtschaftlichen Folgen durch COVID-19. Es gilt eine zweite große Depression, den Zusammenbruch der Eurozone und das Ende der Globalisierung zu verhindern. Wir sammeln die wichtigsten Beiträge.