Quick & New –
der New-Economy-Ticker
Aktuelle Nachrichten, Debatten, Vorschläge und Entwicklungen zum neuen ökonomischen Denken auf einen Blick.
Eine neue Studie von Gechert und Heimberger (2022) führt eine Meta-Analyse über die empirische Literatur zu Wachstumseffekten von Unternehmenssteuersenkungen durch und untersucht dafür 441 Schätzungen aus 42 Studien zu dem Thema. Nimmt man den ungewichteten Durchschnitt, so würde eine Senkung der Körperschaftssteuer um 10 Prozentpunkte mit einer Erhöhung der Wachstumsraten um rund 0,2 Prozentpunkte einhergehen. Die Autoren kommen allerdings zu dem Ergebnis, dass aufgrund von vorliegendem „publication bias“ (Publikationsverzerrung) insignifikante Ergebnisse nicht veröffentlicht werden, was sich in einer asymmetrischen Verteilung rund um den wahren Wert ausdrückt. Kontrolliert man für diese Verzerrung, kann man einen Nulleffekt nicht ausschließen.
Warum sind die Finanzmärkte so selbstzufrieden? – Artikel
Anatole Kaletsky, Project Syndicate, 01.08.2022
Märkte und Zentralbanken erwarten zuversichtlich eine komfortable neue „Goldlöckchen“-Ära für die Weltwirtschaft, in der alle glücklich und zufrieden leben werden. Die zuversichtlichen Aussichten der Anleger beruhen jedoch auf vier kognitiven Verzerrungen.
Die Corona-Krise und die sozial-ökologische Transformation: Herausforderungen für die Finanzpolitik – Policy Brief
Sebastian Dullien, Achim Truger, Katja Rietzler, WSI Mitteilungen, August 2022
Die Corona-Krise und die sozial-ökologische Transformation stellen die deutsche Finanzpolitik vor schwierige Herausforderungen. Einerseits bestehen massive zusätzliche öffentliche Finanzbedarfe in der Größenordnung von 600 Mrd. € bis 800 Mrd. € über die nächsten zehn Jahre hinweg, andererseits hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag grundlegende Reformen der Schuldenbremse ausgeschlossen und sieht auch keine Steuererhöhungen vor.
Der Reichtum der Deutschen – Artikel (Paywall)
Moritz Schularick, Charlotte Bartels & Thilo Albers, FAZ, 01.08.2022
Einem Prozent der deutschen Haushalte gehören heute rund 27 Prozent des gesamten Vermögens aller Deutschen. Wie aber war das früher? Über die Geschichte der Vermögensverteilung in Deutschland.
Der Artikel basiert auf dieser Studie.
Das europäische Seriendrama – Artikel
Philipp Heimberger & Lea Steiniger, der Standard, 31.07.2022
Verhindert die EZB ein Wiederaufflammen der Eurokrise? Ob ihr neues Anleihekaufprogramm als Stabilitätsanker taugt, könnte bald angezweifelt werden: wenn Länder in Not die Kriterien dafür nicht erfüllen.
Mehr Wettbewerb! – Artikel
Carsten Hermann-Pillath, Frankfurter Rundschau, 22.07.2022
Die Wirtschaftswissenschaft verleugnet ihr eigenes Mantra. Dabei wäre eine Selbstanwendung der herrschenden Lehre revolutionär: Markteintrittsschranken für neue Ideen abbauen und die Macht von akademischen Interessengruppen eindämmen.
Eine kürzlich gelaunchte Website von Martyna Linartas dreht sich rund um das Thema Ungleichheit. Ziel der Seite ist es, der Öffentlichkeit das Problem Ungleichheit sichtbarer zu machen und Wissen über Ungleichheit zu vermitteln, um das Problem anpacken und Ungleichheit verringern zu können.
Hier geht es zur Seite.
Dealing with inflation, really – Artikel
Jayati Ghosh, Social Europe, 25.07.2022
Jayati Ghosh beklagt die Unfähigkeit der Wirtschaftswissenschaft, über unpräzise Analysen der Inflation – und unpräzise Maßnahmen zu ihrer Eindämmung – hinauszudenken.
Die Schuldenbremse wird zum Sicherheitsrisiko – Artikel
Thorsten Benner, Tagesspiegel, 24.07.2022
Die Union hat die schwarze Null zum Fetisch erklärt, heute könnte die Ampelregierung an der Schuldenbremse scheitern. Vernünftig ist das nicht, schreibt Thorsten Benner in einem Gastbeitrag.
The ECB turns the tables on panicky markets and policymakers – Artikel
Martin Sandbu, Financial Times, 24.07.2022
Investoren und Regierungen werden in dem jüngsten Versuch, die Probleme der Eurozone anzugehen, auf die Probe gestellt.
Der Investitionsstau der letzten zwei Jahrzehnte holt uns ein – Artikel
Martin Sandbu, Financial Times, 20.07.2022
Trotz 20 Jahren billiger Kredite haben die Länder es nicht geschafft, ihre Zukunft zu sichern.
The regime at risk – macroprudentialism faces the test of inflation – Analyse
Adam Tooze, Substack, 16.07.2022
Der Kampf gegen die Inflation dominiert weiter die Debatten. Es geht es auch um die Frage, welche Risiken mit einer starken Verlangsamung der Wirtschaft verbunden sind. Dies ist nicht nur ein Test für bestimmte Politikmaßnahmen und Entscheidungsträger, sondern für ein ganzes politisches System.
Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) untersucht auf Basis von Einkommens- und Verbrauchsstichprobe und SOEP die Belastung deutscher Haushalte über den gesamten Warenkorb entlang der Einkommensverteilung.

Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass der Preisanstieg Haushalte umso mehr belastet, je niedriger ihre Einkünfte sind. Außerdem würden die Hilfspakete vor allem das unterste Einkommensdezil entlasten, während die untere Mittelschicht aber weiterhin signifikant von Preissteigerungen betroffen sei. Sollte Inflation in der zweiten Jahreshälfte weiter zunehmen, wären insbesondere einkommensschwache Haushalte stärker von Armut gefährdet.
Eine ausführliche Zusammenfassung der Studie gibt es hier.