ZEITRAUM

Einer der führendem Ökonomen zu dem Thema Ungleichheit hat ein neues Buch über die kurze, aber umfassende und überraschend optimistische Geschichte des gesellschaftlichen Prozesses in Richtung (ökonomischer) Gleichheit vor, trotz Krisen, Katastrophen und Rückschritten.

Das Buch ist eine historische Wanderung durch die großen sozio-intellektuellen Bewegungen vergangener Jahrzehnte, das Wachstum des Kapitalismus, Revolutionen, Imperialismus, Kriege und den Aufbau des Wohlfahrtsstaats. Piketty zieht dabei ein überraschend positives Fazit, nämlich dass wir uns stets hin zu einer gerechteren Verteilung von Einkommen und Vermögen sowie eines besseren Zugangs zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Bürgerrechten bewegt haben. Am Ende fordert er, dass diese Entwicklung sich fortsetzen müsse, wird aber nicht viel präziser, wie genau das geschehen soll.

Das Buch gibt es hier. Eine Rezension von Diane Coyle in der Financial Times gibt es hier.

Interview mit Branko Milanovic – Interview
Financial Times, 07.04.2022
Branko Milanovic im Gespräch mit Martin Sandbu über globale Ungleichheit.

Was die Vorschläge zur Reform der EU-Fiskalregeln gemeinsam haben – und wo sie sich unterscheiden – Artikel
Jan Priewe, Makronom, 07.04.2022
In den letzten Jahren gab es eine Vielzahl von Vorschlägen für eine Reform der europäischen Fiskalregeln – an denen sich die finale Reform wohl orientieren wird. Ein Überblick über die neun einflussreichsten Konzepte.

Shock Therapy for Neoliberals – Artikel
Joseph Stiglitz, Project Syndicate, 05.04.2022
Wie frühere Erschütterungen der Weltwirtschaft hat auch der russische Krieg in der Ukraine gezeigt, dass es falsch ist, sich allein auf die Märkte zu verlassen, um Risiken zu mindern und die Widerstandsfähigkeit der Länder zu stärken. Der Neoliberalismus hat eine weitere Bewährungsprobe nicht bestanden und muss endlich durch eine neue wirtschaftliche Vision auf der Grundlage neuer Werte ersetzt werden.

Global Perspectives on Inequality – Sammelband
In_equality Magazin, Universität Konstanz
Die neue Ausgabe des interdisziplinären Magazins zur Ungleichheitsforschung bietet eine globale Perspektive auf Ungleichheit. Die Autoren erzählen, wie sie ein Mentorenprogramm für benachteiligte Jugendliche in Kolumbien ins Leben gerufen haben, warum einige Gemeinschaften in Sambia, Kenia und Malawi einen stärkeren Zusammenhalt haben als andere, wie sie eine Datenbank mit Online-Kommunikation von ethnischen Organisationen in über 80 Ländern erstellt haben und wie sich die Berichterstattung über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ungleichheit im globalen Süden von der im Norden unterscheidet.

Equitable Capitalism or Bust – Artikel
Bertrand Badré & Yann Coatanlem, Project Syndicate, 07.04.2022
Zwei Jahrzehnte Wirtschaftskrisen haben die Schwächen eines Systems offenbart, das mit nachhaltiger Entwicklung und Chancengleichheit zunehmend unvereinbar geworden ist. Die Reform des Kapitalismus erfordert ein Überdenken der sozialen Wohlfahrt und der Art und Weise, wie die öffentliche Politik Ungleichheit in all ihren Formen bekämpfen kann.

Den Livestream zum Event gibt es hier.

Ein Ziel soll am Ende sein, länderspezifische die Schuldenquote minimierende Finanzpläne mittels künstlicher Intelligenz zu ermitteln und auf SWP-Konformität zu prüfen. Durch einen unendlich langen Zeithorizont könnte der Gegenwartswert aller zukünftigen Staatsausgaben – und damit der intrinsische Wert der Staatsschulden – geschätzt werden.

Mehr Informationen gibt es hier.

Soft landing in heavy weather. The Fed’s „no drama“ policy. – Blogbeitrag
Adam Tooze, Substack, 19.03.2022
Trotz hoher Inflationsraten scheint es das Ziel der Fed zu sein, etwas sehr Schwieriges zu schaffen: eine sanfte Landung in einem schwierigen Umfeld. Die Gründe dafür könnten Verwirrung, Selbstgefälligkeit oder der Ehrgeiz sein, etwas Neues zu versuchen.

Wo wir Planung brauchen und wo Wettbewerb – Artikel
Marc Bataille, Makronom, 31.03.2022
Eine Regierungskommission soll die Zukunft der Krankenhausplanung und -finanzierung neu bewerten. Doch welche Krankenhausstruktur brauchen wir eigentlich – und wie sollte das entschieden werden? Neue Antworten könnte schon bald ein Gutachten der Monopolkommission liefern.

The G20 Must Speak Truth to Putin
Maurice Obstfeld, Project Syndicate, 31.03.2022 – Artikel
Auf ihrem bevorstehenden Treffen werden sich die Finanzminister und Zentralbankchefs der G20 mit dem weltweiten Anstieg der Lebensmittelpreise befassen müssen, was wiederum eine Anerkennung der Fakten über Russlands Krieg in der Ukraine erfordert. Ein Kommuniqué, das diese Tatsachen ausblendet, würde zusätzliche Zweifel an der Zukunft der Gruppe aufkommen lassen.

UNSERE THEMENSCHWERPUNKTE

Neues Leitmotiv

NEUES LEITMOTIV

Nach ein paar Jahrzehnten allzu naiven Marktglaubens brauchen wir dringend neue Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit – und mehr: ein ganz neues Paradigma als Leitfaden. Wir sammeln alles zu den Leuten und der Community, die sich mit dieser großen Frage beschäftigen, sowie mit der historischen wie heutigen Wirkung von Paradigmen und Narrativen – ob in neuen Beiträgen, Auftritten, Büchern und Veranstaltungen.

Staat
neu denken

STAAT
NEU DENKEN

Jahrzehnte lang galt der Konsens, dass sich der Staat sich aus der Wirtschaft zurückziehen und man die Staatsschulden senken sollte, um den Wohlstand zu fördern. Dies hat jedoch zu chronischen Mängeln in Bildung und Infrastruktur geführt. Neuere Forschung versucht zu erörtern, wann es sinnvoll ist, dass sich der Staat in den Wirtschaftsprozess einmischt, um langanhaltenden Wohlstand zu garantieren und Krisen zu verhindern.

Klima
in Wohlstand
retten

KLIMA
IN WOHLSTAND
RETTEN

Zu Hochzeiten des Glaubens an die Märkte galt als bestes Mittel gegen die Klimakrise, an den Märkten einen CO2-Preis aushandeln zu lassen. Heute ist zunehmend Konsens, dass das nur bedingt funktioniert - und es weit mehr braucht, als nur einen Preis.

Ungleichheit
verringern

UNGLEICHHEIT
VERRINGERN

Das Gefälle zwischen Arm und Reich scheint selbst in einem Land wie Deutschland zunehmend den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden. Um den Trend umzukehren, ist es wichtig, die wirklichen Ursachen des Auseinandergehens von Einkommen und Vermögen zu verstehen.

Finanzwelt
erneuern

FINANZWELT
ERNEUERN

Auch zehn Jahre nach der Finanzkrise scheint eine wirkliche Stabilität des Finanzsystems nicht in Sicht zu sein. Risiken werden periodisch falsch bewertet und führen zu Boom-Bust-Zyklen. Ein stabileres Finanzsystem sollte kurzfristige Spekulationen erschweren, systemische Risiken begrenzen und das Vermögen gerechter verteilen.

Innovation Lab

INNOVATION LAB

Brauchen wir ein ganz neues Verständnis von Wirtschaftswachstum? Was wäre eine reale Alternative? Wie praktikabel sind Alternativen zum Bruttoinlandsprodukt, wenn es um die Messung von Wohlstand geht? Um diese und andere grundsätzlichere Herausforderungen geht es in dieser Sektion.

Globalisierung
für alle

GLOBALISIERUNG
FÜR ALLE

Nach drei Jahrzehnten schlecht gemanagter Integration ist die Globalisierung durch soziale Unzufriedenheit und den Aufstieg populistischer Kräfte bedroht. Es gilt dringend die negativen Nebeneffekte auf viele Menschen zu beheben - und klarer zu definieren, welche Herausforderungen auf lokaler oder regionaler, und welche über Grenzen hinweg angegangen werden sollten.

Europa
jenseits
der Märkte

EUROPA
JENSEITS
DER MÄRKTE

Das Europa der vergangenen Jahrzehnte wurde stark vom Primat der Wirtschaft und dem Vertrauen in die Heilungskraft der Märkte geprägt. Die Euro-Krise hat dies erschüttert. Seither wird gestritten, wie die Währungsunion vor neuen Paniken besser geschützt werden kann – und wie sich das Auseinanderdriften von Ländern besser verhindern lässt.

Corona-Krise

CORONA-KRISE

Die aktuelle Corona Krise ist mitunter die schwerste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit. ÖkonomInnen arbeiten intensiv an einer Milderung der wirtschaftlichen Folgen durch COVID-19. Es gilt eine zweite große Depression, den Zusammenbruch der Eurozone und das Ende der Globalisierung zu verhindern. Wir sammeln die wichtigsten Beiträge.