ZEITRAUM

Analog zur Schuldenbremse wurden auch die europäischen Fiskalregeln während der Coronapandemie ausgesetzt. Im kommenden Jahr möchte man nach aktuellem Stand zum bestehenden System zurückkehren. Laut Mühlbach hätte dies einen hohen Konsolodierungsdruck und die Kürzung essentieller Investitionen zur Folge. Statt die Fehler des vergangenen Jahrzehnts zu wiederholen, sollten die Fiskalregeln an das aktuelle makroökonomische Umfeld niedriger Zinsen angepasst werden. Mühlbach schlägt vor, im bestehenden Regelwerk Ausnahmen für Investitionen zu schaffen und langfristig die Maastricht-Kriterien zu ändern. Das auf dem strukturellen Defizit basierende mittelfristige Haushaltsziel solle abgeschafft und durch eine Ausgabenregel ersetzt werden.

Die vollständige Analyse gibt es hier.

Der renommierte Wirtschaftswissenschaftler und Ungleichheitsforscher Thomas Piketty im Gespräch mit Rob Johnson, Präsident des Institute for New Economic Thinking, über Pikettys soeben erschienenes Buch „Eine kurze Geschichte der Gleichheit“.

Wann? 13. Juni, 18 Uhr (MEZ)
Wo? Online

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Mehr Schulden – dringend nötig oder gefährlich? – Streitgespräch (Paywall)
Bastian Brinkmann, SZ, 01.06.2022

140 Milliarden Euro will sich die Ampel-Regierung als neuen Kredit genehmigen. Das ist hoch umstritten, nicht nur im Bundestag, sondern auch unter Ökonomen. Ein Streitgespräch.

Der zinspolitische Balanceakt der EZB – Artikel (englisch)
Jens van’t Klooster, Project Syndicate, 01.06.2022

Beim Versuch der geldpolitischen Entscheidungsträger, die rekordhohe Inflation in der Eurozone in den Griff zu bekommen, sollten sie nicht vergessen, dass Finanzstabilität und ein schnellerer ökologischer Wandel für die Preisstabilität entscheidend sind. Wenn grüne Investitionen gekürzt werden, um die Preise kurzfristig zu drücken, wird die Wirtschaft anfälliger für klimabedingte Schocks.

Die Politische Zeitenwende ist auch eine ökonomische Zeitenwende – Deutschland und Europa brauchen jetzt eine ökonomische und soziale Resilienzstrategie – Artikel
Matthias Machnig, bpö, 31.05.2022

Der 24.02.2022 hat die Welt fundamental verändert. Politisch und geopolitisch, denn mit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine kommt die lange Zeit stabile Nachkriegsordnung und postkommunistische Friedens- und Sicherheitsordnung in Europa zu einem Ende. Diese politische Zeitenwende hat nicht nur eine geopolitische Dimension, sondern sie leitet auch eine ökonomische Zeitenwende ein. Diese ökonomische Zeitenwende wird geprägt sein von einer Kumulation unterschiedlicher Krisen und Krisensymptomen.

Erfolgreiche Deglobalisierung – Artikel
Joseph Stiglitz, Project Syndicate, 31.05.2022

Auf dem diesjährigen Treffen der wirtschaftlichen und politischen Eliten in Davos wurde deutlich, dass die langjährige Vision einer Welt ohne Grenzen nicht mehr glaubwürdig ist. Leider wurde auch deutlich, dass die Anerkennung dieser grundlegenden Wahrheit nicht gleichbedeutend ist mit einer vollständigen Abrechnung mit den Fehlern der Vergangenheit.

Das Ende der fossilen Ära? – Artikel
Vera Huwe, Stephan Stuckmann, Makronom, 30.05.2022

Der Aufstieg des Asset Manager Kapitalismus ändert die Besitzstruktur fossiler Energiekonzerne fundamental. Doch trotz ihrer Exposition gegenüber systemischen Klimarisiken bleiben Asset Manager Akteur*innen des Status Quo.

Mit Angebotspolitik zurück in die Zukunft? – Artikel
Rudi Kurz, Makronom, 25.05.2022

Mit einem ambitionierten Strategiepapier hat Finanzminister Christian Lindner versucht, eine erste wirtschafts- und finanzpolitische Antwort auf die großen Herausforderungen unserer Zeit zu geben. Aber wie weit können die Konzepte aus den 70er Jahren in der Zeitenwende tragen?

Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Christian R. Proaño, Juan Carlos Peña und Thomas Saalfeld von der Universität Bamberg untersucht die Beziehung zwischen Ungleichheit und politischer Polarisierung in fortgeschrittenen Volkswirtschaften.

Die interessanteste Erkenntnis ist, dass sich der Zusammenhang zwischen Einkommensungleichheit und politischer Polarisierung in den letzten 20 Jahren deutlich verändert zu haben scheint. Während vor dem Jahr 2000 die Ungleichheit mit dem Erfolg linksextremer Parteien bei Wahlen verbunden war, konnten sich seitdem rechtsextreme (aber nicht linksextreme) Parteien höhere Ungleichheit durch höheren Stimmenzuwachs zu Nutze machen.

Sowohl die durchschnittliche Ungleichheit der Nettoeinkommen als auch der Einkommensanteil der unteren 10 % sind statistisch signifikant, während die Einkommensanteile der oberen 10 % oder der oberen 20 % nicht signifikant sind. Der Zusammenhang zwischen der Einkommensungleichheit und dem zunehmenden Erfolg rechtsextremer Parteien scheint also auf der Verschlechterung der relativen wirtschaftlichen Position insbesondere der ärmsten Bevölkerungsgruppe zu beruhen.

Die vollständige Studie gibt es hier.

Die Studie „Eigentlich europäisch!“ von Das Progressive Zentrum und Heinrich-Böll-Stiftung untersucht, wie die Bundesbürger das Handeln der Bundesregierung und der EU bewerten und welche Erwartungen sie an die Rolle Deutschlands in Europa haben. Die Langzeitstudie erhebt zudem zum vierten Mal in Folge, wie die Deutschen die Rolle ihres Landes in der EU wahrnehmen.

Basierend auf den Ergebnissen der Umfrage identifizieren die Autoren drei Hauptbereiche der zukünftigen deutschen EU-Politik:

  • Eine proaktivere Rolle Deutschlands in der EU (72 % der Teilnehmer wünschen sich eine aktivere Rolle Deutschlands).
  • Stärkung der Handlungsfähigkeit Europas, d.h. mehr europäische Souveränität in Bereichen wie Energieversorgung, Wirtschaft und Verteidigung.
  • In die Zukunft Europas investieren: Die Handlungsfähigkeit hängt auch von den fiskalischen Mitteln ab und erfordert weitere finanzielle Investitionen. Laut der Studie befürworten die Bundesbürger neue gemeinsame Investitionsmaßnahmen
    Maßnahmen.

    Die vollständige Zusammenfassung der Studienergebnisse gibt es hier.

  • UNSERE THEMENSCHWERPUNKTE

    Neues Leitmotiv

    NEUES LEITMOTIV

    Nach ein paar Jahrzehnten allzu naiven Marktglaubens brauchen wir dringend neue Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit – und mehr: ein ganz neues Paradigma als Leitfaden. Wir sammeln alles zu den Leuten und der Community, die sich mit dieser großen Frage beschäftigen, sowie mit der historischen wie heutigen Wirkung von Paradigmen und Narrativen – ob in neuen Beiträgen, Auftritten, Büchern und Veranstaltungen.

    Staat
    neu denken

    STAAT
    NEU DENKEN

    Jahrzehnte lang galt der Konsens, dass sich der Staat sich aus der Wirtschaft zurückziehen und man die Staatsschulden senken sollte, um den Wohlstand zu fördern. Dies hat jedoch zu chronischen Mängeln in Bildung und Infrastruktur geführt. Neuere Forschung versucht zu erörtern, wann es sinnvoll ist, dass sich der Staat in den Wirtschaftsprozess einmischt, um langanhaltenden Wohlstand zu garantieren und Krisen zu verhindern.

    Klima
    in Wohlstand
    retten

    KLIMA
    IN WOHLSTAND
    RETTEN

    Zu Hochzeiten des Glaubens an die Märkte galt als bestes Mittel gegen die Klimakrise, an den Märkten einen CO2-Preis aushandeln zu lassen. Heute ist zunehmend Konsens, dass das nur bedingt funktioniert - und es weit mehr braucht, als nur einen Preis.

    Ungleichheit
    verringern

    UNGLEICHHEIT
    VERRINGERN

    Das Gefälle zwischen Arm und Reich scheint selbst in einem Land wie Deutschland zunehmend den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden. Um den Trend umzukehren, ist es wichtig, die wirklichen Ursachen des Auseinandergehens von Einkommen und Vermögen zu verstehen.

    Finanzwelt
    erneuern

    FINANZWELT
    ERNEUERN

    Auch zehn Jahre nach der Finanzkrise scheint eine wirkliche Stabilität des Finanzsystems nicht in Sicht zu sein. Risiken werden periodisch falsch bewertet und führen zu Boom-Bust-Zyklen. Ein stabileres Finanzsystem sollte kurzfristige Spekulationen erschweren, systemische Risiken begrenzen und das Vermögen gerechter verteilen.

    Innovation Lab

    INNOVATION LAB

    Brauchen wir ein ganz neues Verständnis von Wirtschaftswachstum? Was wäre eine reale Alternative? Wie praktikabel sind Alternativen zum Bruttoinlandsprodukt, wenn es um die Messung von Wohlstand geht? Um diese und andere grundsätzlichere Herausforderungen geht es in dieser Sektion.

    Globalisierung
    für alle

    GLOBALISIERUNG
    FÜR ALLE

    Nach drei Jahrzehnten schlecht gemanagter Integration ist die Globalisierung durch soziale Unzufriedenheit und den Aufstieg populistischer Kräfte bedroht. Es gilt dringend die negativen Nebeneffekte auf viele Menschen zu beheben - und klarer zu definieren, welche Herausforderungen auf lokaler oder regionaler, und welche über Grenzen hinweg angegangen werden sollten.

    Europa
    jenseits
    der Märkte

    EUROPA
    JENSEITS
    DER MÄRKTE

    Das Europa der vergangenen Jahrzehnte wurde stark vom Primat der Wirtschaft und dem Vertrauen in die Heilungskraft der Märkte geprägt. Die Euro-Krise hat dies erschüttert. Seither wird gestritten, wie die Währungsunion vor neuen Paniken besser geschützt werden kann – und wie sich das Auseinanderdriften von Ländern besser verhindern lässt.

    Corona-Krise

    CORONA-KRISE

    Die aktuelle Corona Krise ist mitunter die schwerste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit. ÖkonomInnen arbeiten intensiv an einer Milderung der wirtschaftlichen Folgen durch COVID-19. Es gilt eine zweite große Depression, den Zusammenbruch der Eurozone und das Ende der Globalisierung zu verhindern. Wir sammeln die wichtigsten Beiträge.