Quick & New –
der New-Economy-Ticker
Aktuelle Nachrichten, Debatten, Vorschläge und Entwicklungen zum neuen ökonomischen Denken auf einen Blick.
Bundesregierung will Zufallsgewinne auch im Stromsektor abschöpfen – Artikel
Zeit Online, 19.10.2022
Nicht nur für Gas, auch für Strom soll künftig eine Preisbremse eingeführt werden. Das Wirtschaftsministerium will dafür Gewinne aus der Strombranche abschöpfen.
Die Gaspreisbremse ist besser als ihr Ruf – Artikel
Tom Krebs, Zeit Online, 18.10.2022
Der Vorschlag der Gaspreiskommission setzt die richtige Balance zwischen Sparanreizen und Preisbremse. Aber die Regierung muss unbedingt in einem Punkt nachbessern.
Kriege werden nicht mit Friedenswirtschaften gewonnen – Artikel
Joseph Stiglitz, Project Syndicate, 17.10.2022
Seit dem Beginn seines Angriffskrieges in der Ukraine hat der russische Präsident Wladimir Putin sein barbarisches Projekt als Konfrontation mit dem gesamten Westen bezeichnet. Doch während die westlichen Regierungen politisch und diplomatisch reagiert haben, müssen sie noch das tun, was wirtschaftlich notwendig ist.
Eine neue Chance für die Weltbank – Artikel
Larry Summers, Project Syndicate, 10.10.2022
Die Weltbank sollte ein wichtiges Instrument für die Krisenbewältigung, den Wiederaufbau nach Konflikten und vor allem für die Unterstützung der enormen Investitionen sein, die für eine nachhaltige und gesunde globale Entwicklung notwendig sind. Damit dieses Potenzial ausgeschöpft werden kann, müssen die Teilnehmer an der Tagung der Weltbank in dieser Woche die Initiative ergreifen und das Richtige tun.
Warum Marktmacht den Klimaschutz unterminiert – Blogbeitrag
Max Bank & Nelly Grotefendt, Makronom, 17.10.2022
Immer wieder sind in den letzten Jahren die Folgen einseitiger Lobby- und Marktmacht deutlich geworden – und wie schwierig es ist, sie zu begrenzen.
Durch den Wegfall von Tankrabatt und 9-Euro-Ticket und weiteren Preissteigerungen bei Energie und Nahrungsmitteln sind laut einer Untersuchung des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) einkommensschwache Familien besonders stark betroffen.
„Mit 11,4 % war die haushaltsspezifische Inflationsrate von einkommensschwachen Paaren mit 2 Kindern am höchsten unter den hier betrachteten Haushalten. Die geringste haushaltsspezifische Teuerungsrate verzeichneten wie durchgängig seit Januar 2022 einkommensstarke Alleinlebende (8,0 %).“
Damit erreicht nicht nur die Inflationsrate mit insgesamt 10% einen historischen Rekordwert, sondern auch die Inflationsspannweite zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen mit 3,4 Prozentpunkten.
Warum Dienstleistungen eine Industriepolitik brauchen – Artikel
Dani Rodrik, Project Syndicate, 12.10.2022
Die Steigerung der Produktivität im Dienstleistungssektor ist bekanntermaßen schwierig und wird oft durch eine Unzahl gut gemeinter Zulassungs-, Sicherheits- und anderer Vorschriften behindert. Wenn es den politischen Entscheidungsträgern jedoch ernst damit ist, das Angebot an guten Arbeitsplätzen für weniger qualifizierte Arbeitnehmer zu erhöhen, müssen sie ihre Bemühungen auf den Dienstleistungssektor richten.
Der öffentlich-private Finanzierungscocktail – Artikel
Michael Peters & Uwe Zöllner, Makronom, 10.10.2022
Die „Mobilisierung“ privaten Kapitals soll nach dem Willen der Bundesregierung eine zentrale Rolle bei der Finanzierung der ökologischen Transformation spielen. Doch dies kann nur unter gewissen Bedingungen zum Erfolg führen.
Auf dem Weg zu einer progressiven Wirtschaftsagenda – Artikel
Mariana Maazucato, Project Syndicate, 05.10.2022
Das Versagen der Politik in der Vergangenheit und die unerfüllten Versprechen der Populisten stellen eine Chance für progressive Politiker dar. Doch um die Macht zu gewinnen, müssen sie ein kohärentes alternatives wirtschaftspolitisches Programm formulieren, das sich nicht nur auf Umverteilung, sondern auch auf Wohlstand und Wertschöpfung konzentriert.
Die Politik der Bezahlschranken: Ein einfacher Ansatz – Blogbeitrag
JW Mason, October 2022
Eine der zentralen wirtschaftlichen Debatten unter Progressiven dreht sich um die Frage, ob es notwendig oder wünschenswert ist, neue öffentliche Ausgaben mit Steuererhöhungen in ähnlicher Größenordnung zu begleiten. In den letzten Jahren hat sich diese Debatte vielleicht am deutlichsten oder zumindest am heftigsten im Zusammenhang mit der modernen Geldtheorie gezeigt. Aber die Debatte selbst ist breiter angelegt und älter.
Steuertarif nicht der richtige Hebel für gezielte Entlastungen – Artikel
Katja Rietzler, Wirtschaftsdienst, Oktober 2022
Angesichts der drastischen Preissteigerungen hat die Bundesregierung im September 2022 bereits das dritte Entlastungspaket auf den Weg gebracht. Um eine steuerliche Mehrbelastung durch die kalte Progression zu verhindern, wird regelmäßig eine jährliche Anpassung des Steuertarifs an die Preisentwicklung gefordert. Warum das allein problematisch ist.
Gestern wurde der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften an den ehemaligen US-Notenbankchef Ben Bernanke sowie an die beiden Ökonomen Douglas W. Diamond und Philip H. Dybvig vergeben. Sie wurden für ihre Erforschung von Banken und Finanzkrisen ausgezeichnet.
Das Diamond-Dybvig-Modell aus den 1980ern zeigt mit einfachen spieltheoretischen Methoden, wie anfällig Banken als Intermediäre für Fristentransformation (langfristige Kredite und kurzfristige Depositen) für Bank-Runs sind. Ben Bernanke wurde für seine Forschung über die Great Depression in den 1930ern ausgezeichnet, wie sich insbesondere damit beschäftigt hat, wie sich die Finanzkrise zu einer Rezession entwickelt hat (from Wall-Street to Main-Street).
Auch wegen des Einflusses der genannten Forschung war die Finanzkrise 2008/09 nicht so verheerend wie die Große Depression und sind klassische Bank-Runs mittlerweile selten geworden. Das deutet jedoch auch darauf hin, dass Banken nur eine Seite der Geschichte sind und die großen Risiken des Finanzsektors mittlerweile von den Schattenbanken ausgehen. Doch auch hier kann das Modell helfen, um den Zielkonflikt zwischen Liquiditätssicherung und Risikoabminderung (Verhinderung von Moral Hazard) zu verstehen.
Die Reaktionen auf den Preis waren gemischt. Während manche die Forschung für ihren Beitrag zur Abmilderung der Finanzkrise oder sogar zur Rettung der Welt lobten, kritisierten andere das veraltete Verständnis von Banken als simple Intermediäre und unterstrichen ihre Kreditschöpfungsfunktion.
Die Ungleichheit hat in den letzten Jahrzehnten in vielen großen Volkswirtschaften, darunter auch in Deutschland, stark zugenommen. Eine neue Studie zeigt, dass eine Steuer auf hohe Vermögen, wie Spanien sie derzeit einführt, auch in Deutschland helfen könnte, die Ungleichheit zu verringern, ohne dabei das Wachstum zu schmälern.
Linus Mattauch analyisert in einem Gastbeitrag für Makronom, welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssten.