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der New-Economy-Ticker
Aktuelle Nachrichten, Debatten, Vorschläge und Entwicklungen zum neuen ökonomischen Denken auf einen Blick.
Immer mehr externe Schocks wie Kriege oder Erdbeben erschweren (kurzfristige) Konjunkturprognosen, was die Bedeutung von qualitativer Analyse künftiger Herausforderungen unterstreicht. In einem kürzlich erschienenen Beitrag hat Martin Sandbu drei Möglichkeiten vorgeschlagen, über die (längerfristige) Zukunft der Weltwirtschaft nachzudenken. Er nennt drei strukturelle Veränderungen (zusammen mit ihren potenziellen Problemen).
- Globalisierung: Fragmentierung der Weltwirtschaft in verschiedene Blöcke. Potenzielle Kosten: Verlust von handelsinduzierten Effizienzgewinnen (z. B. durch Verdoppelung der Produktion in verschiedenen Blöcken). Kostspielig jedoch nur unter der Annahme großer Skaleneffekte.
- Klima: Erhöhte Volatilität durch Klimawandel, geopolitische Schocks oder Finanzkrisen. Kosten: Höhere Versicherungskosten.
- Staat: Zunahme angebotsseitiger Politikmaßnahmen. Aktiveres Eingreifen der Regierungen, z. B. durch Industriepolitik, bei der Bewältigung des Klimawandels und des digitalen Wandels oder durch De-Risking von globalen Lieferketten. Mögliche Kosten: Ineffizienzen. Potenzieller Nutzen: Verringerung der mit Volatilität oder Fragmentierung verbundenen Kosten.
Diese Liste lässt sich leicht durch weitere Herausforderungen ergänzen. Da ist zum Beispiel die Ungleichheit (innerhalb und zwischen den Ländern) oder der Aufstieg des Rechtspopulismus. Die Lösung all dieser inhärent verbundenen Probleme wird mehr erfordern, als nur auf die freien Kräfte des Marktes zu hoffen. Dies unterstreicht die Bedeutung eines übergreifenden und konsistenten neuen Paradigmas.
Ein globaler CO2-Preis hat eine große Zukunft – Kolumne
Martin Sandbu, Financial Times, 05.10.2023
Die Biden-Scorecard: Das Urteil von Unhedged und Chartbook – Artikel
Adam Tooze, Financial Times, 05.10.2023
Die erste von drei Kooperationen mit dem Historiker Adam Tooze
Von verpassten Chancen zu grünen Fortschritten: Das Argument für eine grüne Industriestrategie – Bericht
Institute for Public Policy Research, Report, Oktober 2023
The transition to net zero is the economic opportunity of the 21st century. But claims of UK leadership in capturing the economic benefits of the transition to a green economy are wide of the mark.
Industriepolitik mit Konditionalitäten: Eine Taxonomie und Fallbeispiele – Studie
Mariana Mazzucato and Dani Rodrik, Working Paper, September 2023
In diesem Papier wird beleuchtet, wie Konditionalitäten eingesetzt werden können, um Investitionen, Innovationen und Wachstum zu fördern, die mit dem Ziel einer nachhaltigeren, integrativeren und widerstandsfähigeren Wirtschaft in Einklang stehen.
Wie die Finanzen zum Problem wurden – Artikel
Katharina Pistor, Project Syndicate, 05.10.2023
Im Laufe der Zeit hat sich das Finanzwesen von einer entscheidenden, aber lediglich vermittelnden Rolle in der Wirtschaft zur treibenden Kraft hinter den meisten Entscheidungen entwickelt, selbst bei Regierungen. Die Finanzialisierung ist so tief verwurzelt, dass wir die Politik scheinbar verlernt haben.
Keine Industriepolitik ist auch keine Lösung – Artikel
Henning Vöpel, Makronom, 05.10.2023
Weshalb eine transformative Ordnungspolitik besser ist als dirigistische Industriepolitik.
Europa im Zeitalter der Industriepolitik – Artikel
Michael Spence, Project Syndicate, 26.06.2023
Während China und die USA ihre Größenvorteile nutzen, um umfangreiche Investitionen in kritischen Sektoren zu tätigen, tut sich die EU aufgrund ihrer dezentralisierten Steuerstrukturen und Vorschriften, die staatliche Subventionen für die Industrie begrenzen, schwer, diesem Beispiel zu folgen. Ein neues Investitionsprogramm auf EU-Ebene ist dringend erforderlich.
Was der Markt nicht weiß – Artikel (Paywall)
Lisa Herzog, FAZ, 22.09.2023
Die Marktgläubigkeit stößt an ihre Grenzen, Entscheidungen werden nicht immer ausschließlich rational gefällt. Jetzt ist der vernünftige Bürger gefragt.
Staat ohne Plan – Essay (Paywall)
Georg Diez, die Zeit, 13.09.2023
Nach Jahrzehnten neoliberaler Deregulierung ist der Staat wieder gefragt. Umso mehr bräuchte es hierzulande endlich eine Vision, wie dieser in Zukunft aussehen soll.
Europas Rechtsdrift ist nicht in Stein gemeißelt: Unsere neue Studie sollte der Linken Hoffnung geben – Artikel
Julia Cagé and Thomas Piketty, The Guardian, 26.06.2023
Wir haben die französischen Wahldaten seit der Revolution untersucht – und sie zeigen, dass die Migrationspolitik eine Sackgasse ist.
Deutschland muss jetzt neu durchstarten – Gastbeitrag
Isabella Weber, die Zeit, 08.09.2023
Als Antwort auf die Krise braucht Deutschland jetzt dringend eine umfassende Investitionsagenda. Ein Industriestrompreis ist darin unverzichtbar, aber nur ein Baustein.
Wie Mindestlöhne wirken – Artikel
Bernd Fitzenberger, Mario Bossler, FAZ, 26.09.2023
Hat die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zu einem Rückgang der Beschäftigung in Deutschland geführt?
In ihrem jüngsten Monatsbericht warnt die Deutsche Bundesbank eindringlich vor der wirtschaftlichen Anfälligkeit des Landes aufgrund seiner starken Abhängigkeit vom Handel mit China. Der Bericht nennt mehrere Schlüsselfaktoren, die das deutsche „Geschäftsmodell“ gefährden, darunter die Abhängigkeit von China, hohe Energiepreise und Arbeitskräftemangel. Der Bundesbank zufolge trägt auch die Abkehr vom Handel mit China zur wirtschaftlichen Abschwächung bei, wobei der IWF für 2023 einen Rückgang des Wachstums um 0,3 % erwartet.
Lesen Sie hier den gesamten Bericht, der auch in diesem Artikel der Financial Times behandelt wird.
Thinkin’ Bout a Revolution – Artikel
Branko Milanovic, Makronom, 07.09.2023
Die scheinbar antikapitalistische Revolution von 1968 hat die Welt für den Kapitalismus sicher gemacht – und die Positionen der Rechten verstärkt.
Ungleiches Deutschland: Sozioökonomischer Disparitätenbericht 2023 – Studie
Friedrich-Ebert-Stiftung, September 2023
Ungleichheit zwischen städtischen und ländlichen Regionen sowie Unterschiede zwischen wirtschaftlich dynamischen Regionen und solchen, die vom Strukturwandel betroffen sind – Deutschland ist sozial und räumlich ein ungleiches Land.
Olaf Scholz, das unwahrscheinliche Vorbild – Artikel
Robert Misik, Social Europe, 04.09.2023
Ein Staat, der schützt – und ein Bollwerk für Demokratie und Modernität. Ist dies, fragt Robert Misik, das neue Paradigma der demokratischen Linken?
Die EU steht vor einem großen Sprung in Richtung weiterer Integration – Kolumne
Martin Sandbu, Financial Times, 04.09.2023
In der Union wird zunehmend ernsthaft über weitreichende Reformen aller Art gesprochen.
G20 muss sich auf höhere Steuern für Reiche einigen, sagen Aktivisten – Artikel
The Guardian, Larry Elliott, 05.09.2023
Brief von fast 300 Millionären, Ökonomen und Politikern: Dringender Handlungsbedarf, um extremen Reichtum zu verhindern.
Ungleichheit und Demokratie – Artikel
Joseph Stiglitz, Project Syndicate, 31.08.2023
Mit den richtigen politischen Reformen können Demokratien integrativer werden, mehr auf die Bürger eingehen und weniger auf die Konzerne und reichen Einzelpersonen reagieren, die derzeit die finanziellen Fäden in der Hand halten. Die Rettung der demokratischen Politik erfordert jedoch auch weitreichende Wirtschaftsreformen.