Quick & New –
der New-Economy-Ticker
Aktuelle Nachrichten, Debatten, Vorschläge und Entwicklungen zum neuen ökonomischen Denken auf einen Blick.
Deutschland steckt in einem bizarren haushaltspolitischen Schlamassel, den es selbst verursacht hat – Artikel (Paywall)
The Economist, 30.11.23
Drei Schritte zur Überwindung der Haushaltspanik.
Luxusboom lässt Vermögen von Milliardären steigen – Artikel
Der Spiegel, 30.11.23
Reiche machen Reiche noch reicher: Der Kaufrausch nach Corona hat laut einer Studie dafür gesorgt, dass Besitzer von Luxusgüterkonzernen mehr Geld angehäuft haben. Wer neuer Milliardär wird, darüber entscheidet vor allem die Herkunft.
Die neue Industriepolitik und ihre Kritiker – Blogpost
Laura Tyson & John Zysman, 17.11.23
Viele Jahre lang galt die Industriepolitik in den Vereinigten Staaten und vielen anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften als Tabu, weil man davon ausging, dass sie von Natur aus protektionistisch und marktverzerrend sei. Aber der Kontext ist wichtig, und in der heutigen Welt sind staatliche Eingriffe zur Behebung von Marktversagen genau das, was gebraucht wird.
Mehrheit findet Schulden für Investitionen ok – Artikel
ZDF, Dominik Rzepka, 29.11.2023
Schulden machen ist eigentlich nicht mehrheitsfähig – es gibt aber Ausnahmen: Wenn das Geld in Schulen oder Straßen fließt, ist eine Mehrheit für die Lockerung der Schuldenbremse.
Anarchokapitalismus, was ist denn das? – Artikel (Paywall)
Nikolaus Piper, Süddeutsche Zeitung, 26.11.23
Der neue argentinische Präsident Javier Milei ist bekennender Anarchokapitalist. Um das zu verstehen, muss man den Ökonomen kennenlernen, nach dem Milei seinen Hund benannte.
In einer repräsentativen Umfrage zu dem Thema öffentliche Schulden von Fiscal Future und d/part wurden im Juni 2023 über 3000 Menschen in Deutschland zum Thema Staatsschulden und staatliche Investitionen befragt.
Auf den ersten, oberflächlichen Blick scheinen Bevölkerungsumfragen der Annahme Recht zu geben, dass die Menschen in Deutschland fiskalpolitisch einen Abbau von Schulden erwarten. Wenn sie danach gefragt werden, geben viele Menschen an, dass sie umfangreichen Staatsschulden eher skeptisch gegenüberstehen. Doch können wir daraus tatsächlich schließen, dass sie staatliche Investitionen als weniger wichtig erachten und fiskalpolitische Disziplin priorisieren? Bestehende Forschung weckt hierbei Zweifel.
Das ganze Briefing gibt es hier.
Monster des Mainstreams – Artikel
Quinn Slobodian, The New Statesman, 20.11.23
Argentiniens neuer Präsident Javier Milei verkörpert den Zombie-Neoliberalismus der 1990er Jahre.
Warum die Mainstream-Wirtschaft die Inflation falsch einschätzt – Blogpost
James K. Galbraith, 15.11.23
Die Fehldiagnose führender Ökonomen in Bezug auf die Inflation 2021-22 war die jüngste Episode in einer langen Reihe von Fehlern, von der Nichtvorhersage der Finanzkrise 2008 bis zur Befürwortung selbstzerstörerischer Sparmaßnahmen in den 2010er Jahren. Entweder müssen die Mainstream-Ökonomen ihre Grundüberzeugungen überdenken, oder der Berufsstand braucht einen neuen Mainstream.
« Die USA und die EU müssen ein UN-Steuerabkommen unterstützen » – Artikel (Paywall, Französisch)
Collectif, Le Monde, 21.11.23
Vierzehn Wirtschaftswissenschaftler, Juristen und ehemalige Politiker – darunter Jayati Ghosh, Joseph Stiglitz und Thomas Piketty – warnen vor der entscheidenden Abstimmung am Mittwoch, den 22. November, in den Vereinten Nationen über eine Resolution zur internationalen Zusammenarbeit in Steuersachen.
Die besten Bücher des Jahres 2023 – Wirtschaft – Artikel
Martin Wolf, Financial Times, 15.11.23
Martin Wolf wählt seine besten Lektüren für die zweite Hälfte des Jahres 2023 aus.
Dreieinhalb Ideen für eine neue Schuldenbremse – Artikel
Fabian Franke, Die Zeit, 24.11.23
Christian Lindners Lösung für die Haushaltskrise ist kurzfristig, die Forderungen nach einer Reform der Schuldenbremse bleiben bestehen. So könnte sie aussehen.
Das verborgene Wohlstandsgefälle zwischen den Geschlechtern – Artikel
Celine Bessiere & Sibylle Golac
So wichtig die Lohngleichheit und andere Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt für Frauen auch waren, die Fortschritte auf dem Weg zur wirtschaftlichen Gleichstellung mit den Männern sind nach wie vor gering und unvollständig. Da es bei der Ungleichheit weniger um Löhne und mehr um Vermögen geht, sehen sich Frauen erneut mit tiefgreifenden strukturellen Nachteilen konfrontiert.
„Die Demokratie hat nicht geliefert, was sie versprochen hat“ – Interview (Paywall)
Markus Zydra, Süddeutsche Zeitung, 21.11.23
Der Ökonom Raghuram Rajan sah die globale Finanzkrise voraus – und erkennt jetzt wieder Bruchstellen im System. Wo die liegen, warum sich gerade so viele Menschen autoritären Regimen zuwenden und was man dagegen tun kann.
Das Dezernat Zukunft hat eine neue Info-Seite rund um die deutsche Schuldenbremse veröffentlicht. Die Website erklärt und visualisiert die Fiskalregel auf drei Ebenen. Erstens, wie sie zustande gekommen ist. Zweitens, wie sie eigentlich funktioniert. Und drittens, wie man sie reformieren könnte.
Die Auswirkungen der Schuldenbremse auf Haushalt, Bildung, Infrastruktur und Gesellschaft sind gewaltig. Trotzdem verstehen sie nur wenige. Und Fachleute zweifeln, ob sie wirklich zukunftsfest ist. Ein Erklärungsversuch inklusive Reformvorschlag.
Hier geht es zur Seite.
In einem kürzlich erschienenen Zeit-Artikel werden die Ergebnisse des neuen Vermögens-Simulators des Forums „ReBalance“ diskutiert, der heute gelauncht wurde. Ein zentrales Ergebnis des Simulators ist, dass sich die Vermögensungleichheit in Deutschland ohne Reformen über die nächsten zehn Jahre erhöhen würde.
Im Kapitalismus bedeutet Kapital Freiheit. Und in Deutschland ist es höchst ungleich verteilt. Das gilt nicht nur für das Erbe, sondern für das Vermögen insgesamt. Nach Berechnungen des Forum New Economy, einem Zusammenschluss von Wirtschaftswissenschaftlern, halten die oberen zehn Prozent der Vermögenden in Deutschland 61 Prozent aller Vermögen, die obere Mittelschicht 38 Prozent. Der ärmeren Hälfte der Bevölkerung gehören insgesamt nur 1,4 Prozent des Vermögens.
Der Artikel legt dabei einen Fokus auf die Effektivität und die Finanzierbarkeit verschiedener Vorschläge eines Grunderbes.
Aber wie viel könnte so ein Grunderbe überhaupt an der ungleichen Verteilung der Vermögen in Deutschland ändern? Dazu veröffentlicht das Forum New Economy am Freitag dieser Woche neue Berechnungen. Die Ergebnisse liegen der ZEIT vorab vor. Sie zeigen: Um eine spürbare Wirkung zu erzeugen, müsste das Grunderbe ziemlich hoch ausfallen – und wäre entsprechend teuer. Erhält jeder Deutsche zur Volljährigkeit 10.000 Euro, würde das gerade einmal reichen, um die heutige Vermögensverteilung zu bewahren, also eine weitere Umverteilung nach oben zu verhindern. Mit 20.000 Euro käme die ärmere Hälfte der Bevölkerung immerhin auf 2,7 Prozent aller Vermögen. Der Staat müsste dafür jedes Jahr 17 Milliarden Euro aufbringen, das ist mehr Geld, als der Bund für Gesundheit ausgibt. Wenn die Regierung zu jedem 18. Geburtstag gar 60.000 Euro überweisen soll, wie es die Jusos fordern, stiege der Vermögensanteil der unteren Hälfte auf immerhin fünf Prozent. Das würde aber auch 65 Milliarden Euro im Jahr kosten, weit mehr als der gesamte Verteidigungshaushalt.
Zum Vermögens-Simulator ReBalance geht es hier.