ZEITRAUM

Gestern veröffentlichte das BMWK seine neue Industriestrategie ‚Industriepolitik in der Zeitenwende: Industriestandort sichern, Wohlstand erneuern, Wirtschaftssicherheit stärken‘.

Ausgehend von den zentralen Herausforderungen, vor denen die deutsche Industrie steht – die geopolitische Zeitenwende, vernachlässigte Standortfaktoren und die Transformation hin zur Klimaneutralität – begründet die Strategie die Industriepolitik der Bundesregierung, bricht sie auf verschiedene Handlungsfelder herunter und identifiziert weitere Handlungsbedarfe. Insbesondere spricht sich die Strategie erneut für einen Brückenstrompreise für energieintensive Unternehmen aus und betont die Wichtigkeit eines Deutschlandpaktes mit den Ländern zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren.

Eine kurze Einordnung für die Bedeutung der Industriestrategie liefert zum Beispiel Nils Redeker auf der Plattform X (auf englisch):

Erben soll gerechter werden – Radiobeitrag
Kirstin Langen, Deutschlandfunk, 18.10.2023

In Deutschland werden jährlich 300 bis 400 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt. Auf größere Sparguthaben fallen Steuern an, doch wer Betriebe erbt, muss dem Fiskus oft nichts abgeben. Bald befasst sich das Bundesverfassungsgericht mit dem Thema.

»In Amerika ist eine neue Unterklasse entstanden« – Interview (Paywall)
Ein Interview von Ines Zöttl, Spiegel, 03.10.2023

In seinem neuen Buch rechnet der Wirtschaftsnobelpreisträger Angus Deaton mit dem amerikanischen Kapitalismus ab. Die Mehrheit der Bevölkerung sei abgehängt – und der Aufstieg von Donald Trump die logische Folge.

Glück schlägt Geld – Kommentar (Paywall)
Alexander Hagelüken, Süddeutsche Zeitung, 06.10.2023

Die Wirtschaftsleistung allein sagt wenig darüber aus, wie es den Menschen in einem Land geht. Es ist Zeit, Wohlstand anders zu erfassen und sich mehr um die Unzufriedenen zu kümmern. Sonst treibt man sie in die Arme von Rechtspopulisten.

Deutschland muss investieren, um die rechtsextreme Bedrohung zu neutralisieren – Meinungsbeitrag
Adam Tooze, Financial Times, 01.10.2023

Ein einst erfolgreiches Wachstumsmodell hat sich erschöpft, und es werden Migranten benötigt, um den Mangel auf dem Arbeitsmarkt zu beheben

Wie Claudia Goldin unser Verständnis von Frauen und Arbeit veränderte – Kommentar
Soumaya Keynes, Financial Times, 13.10.2023

Die Nobelpreisträgerin für Ökonomie hat sich mit Erwartungen, Anreizen und Zwängen beschäftigt.

Begleitende Institutionen für die Industriepolitik – Blogbeitrag (Paywall)
Achim Wambach, Makronom, 11.10.2023

Die Kontroversen um die Industriepolitik sind nicht neu, wohl aber die gegenwärtigen Problemstellungen. Begleitende Institutionen, die die Maßnahmen evaluieren und Erkenntnisse in die Politik hereintragen, sind notwendig.

Immer mehr externe Schocks wie Kriege oder Erdbeben erschweren (kurzfristige) Konjunkturprognosen, was die Bedeutung von qualitativer Analyse künftiger Herausforderungen unterstreicht. In einem kürzlich erschienenen Beitrag hat Martin Sandbu drei Möglichkeiten vorgeschlagen, über die (längerfristige) Zukunft der Weltwirtschaft nachzudenken. Er nennt drei strukturelle Veränderungen (zusammen mit ihren potenziellen Problemen).

  1. Globalisierung: Fragmentierung der Weltwirtschaft in verschiedene Blöcke. Potenzielle Kosten: Verlust von handelsinduzierten Effizienzgewinnen (z. B. durch Verdoppelung der Produktion in verschiedenen Blöcken). Kostspielig jedoch nur unter der Annahme großer Skaleneffekte.
  2. Klima: Erhöhte Volatilität durch Klimawandel, geopolitische Schocks oder Finanzkrisen. Kosten: Höhere Versicherungskosten.
  3. Staat: Zunahme angebotsseitiger Politikmaßnahmen. Aktiveres Eingreifen der Regierungen, z. B. durch Industriepolitik, bei der Bewältigung des Klimawandels und des digitalen Wandels oder durch De-Risking von globalen Lieferketten. Mögliche Kosten: Ineffizienzen. Potenzieller Nutzen: Verringerung der mit Volatilität oder Fragmentierung verbundenen Kosten.

Diese Liste lässt sich leicht durch weitere Herausforderungen ergänzen. Da ist zum Beispiel die Ungleichheit (innerhalb und zwischen den Ländern) oder der Aufstieg des Rechtspopulismus. Die Lösung all dieser inhärent verbundenen Probleme wird mehr erfordern, als nur auf die freien Kräfte des Marktes zu hoffen. Dies unterstreicht die Bedeutung eines übergreifenden und konsistenten neuen Paradigmas.

Ein globaler CO2-Preis hat eine große Zukunft – Kolumne
Martin Sandbu, Financial Times, 05.10.2023

Die Biden-Scorecard: Das Urteil von Unhedged und Chartbook – Artikel
Adam Tooze, Financial Times, 05.10.2023

Die erste von drei Kooperationen mit dem Historiker Adam Tooze

Von verpassten Chancen zu grünen Fortschritten: Das Argument für eine grüne Industriestrategie – Bericht
Institute for Public Policy Research, Report, Oktober 2023

The transition to net zero is the economic opportunity of the 21st century. But claims of UK leadership in capturing the economic benefits of the transition to a green economy are wide of the mark.

Industriepolitik mit Konditionalitäten: Eine Taxonomie und Fallbeispiele – Studie
Mariana Mazzucato and Dani Rodrik, Working Paper, September 2023

In diesem Papier wird beleuchtet, wie Konditionalitäten eingesetzt werden können, um Investitionen, Innovationen und Wachstum zu fördern, die mit dem Ziel einer nachhaltigeren, integrativeren und widerstandsfähigeren Wirtschaft in Einklang stehen.

Wie die Finanzen zum Problem wurden – Artikel
Katharina Pistor, Project Syndicate, 05.10.2023

Im Laufe der Zeit hat sich das Finanzwesen von einer entscheidenden, aber lediglich vermittelnden Rolle in der Wirtschaft zur treibenden Kraft hinter den meisten Entscheidungen entwickelt, selbst bei Regierungen. Die Finanzialisierung ist so tief verwurzelt, dass wir die Politik scheinbar verlernt haben.

Keine Industriepolitik ist auch keine Lösung – Artikel
Henning Vöpel, Makronom, 05.10.2023

Weshalb eine transformative Ordnungspolitik besser ist als dirigistische Industriepolitik.

Europa im Zeitalter der Industriepolitik – Artikel
Michael Spence, Project Syndicate, 26.06.2023

Während China und die USA ihre Größenvorteile nutzen, um umfangreiche Investitionen in kritischen Sektoren zu tätigen, tut sich die EU aufgrund ihrer dezentralisierten Steuerstrukturen und Vorschriften, die staatliche Subventionen für die Industrie begrenzen, schwer, diesem Beispiel zu folgen. Ein neues Investitionsprogramm auf EU-Ebene ist dringend erforderlich.

Was der Markt nicht weiß – Artikel (Paywall)
Lisa Herzog, FAZ, 22.09.2023

Die Marktgläubigkeit stößt an ihre Grenzen, Entscheidungen werden nicht immer ausschließlich rational gefällt. Jetzt ist der vernünftige Bürger gefragt.

Staat ohne Plan – Essay (Paywall)
Georg Diez, die Zeit, 13.09.2023

Nach Jahrzehnten neoliberaler Deregulierung ist der Staat wieder gefragt. Umso mehr bräuchte es hierzulande endlich eine Vision, wie dieser in Zukunft aussehen soll.

Europas Rechtsdrift ist nicht in Stein gemeißelt: Unsere neue Studie sollte der Linken Hoffnung geben – Artikel
Julia Cagé and Thomas Piketty, The Guardian, 26.06.2023

Wir haben die französischen Wahldaten seit der Revolution untersucht – und sie zeigen, dass die Migrationspolitik eine Sackgasse ist.

Deutschland muss jetzt neu durchstarten – Gastbeitrag
Isabella Weber, die Zeit, 08.09.2023

Als Antwort auf die Krise braucht Deutschland jetzt dringend eine umfassende Investitionsagenda. Ein Industriestrompreis ist darin unverzichtbar, aber nur ein Baustein.

Wie Mindestlöhne wirken – Artikel
Bernd Fitzenberger, Mario Bossler, FAZ, 26.09.2023

Hat die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zu einem Rückgang der Beschäftigung in Deutschland geführt?

UNSERE THEMENSCHWERPUNKTE

Neues Leitmotiv

NEUES LEITMOTIV

Nach ein paar Jahrzehnten allzu naiven Marktglaubens brauchen wir dringend neue Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit – und mehr: ein ganz neues Paradigma als Leitfaden. Wir sammeln alles zu den Leuten und der Community, die sich mit dieser großen Frage beschäftigen, sowie mit der historischen wie heutigen Wirkung von Paradigmen und Narrativen – ob in neuen Beiträgen, Auftritten, Büchern und Veranstaltungen.

Staat
neu denken

STAAT
NEU DENKEN

Jahrzehnte lang galt der Konsens, dass sich der Staat sich aus der Wirtschaft zurückziehen und man die Staatsschulden senken sollte, um den Wohlstand zu fördern. Dies hat jedoch zu chronischen Mängeln in Bildung und Infrastruktur geführt. Neuere Forschung versucht zu erörtern, wann es sinnvoll ist, dass sich der Staat in den Wirtschaftsprozess einmischt, um langanhaltenden Wohlstand zu garantieren und Krisen zu verhindern.

Klima
in Wohlstand
retten

KLIMA
IN WOHLSTAND
RETTEN

Zu Hochzeiten des Glaubens an die Märkte galt als bestes Mittel gegen die Klimakrise, an den Märkten einen CO2-Preis aushandeln zu lassen. Heute ist zunehmend Konsens, dass das nur bedingt funktioniert - und es weit mehr braucht, als nur einen Preis.

Ungleichheit
verringern

UNGLEICHHEIT
VERRINGERN

Das Gefälle zwischen Arm und Reich scheint selbst in einem Land wie Deutschland zunehmend den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden. Um den Trend umzukehren, ist es wichtig, die wirklichen Ursachen des Auseinandergehens von Einkommen und Vermögen zu verstehen.

Finanzwelt
erneuern

FINANZWELT
ERNEUERN

Auch zehn Jahre nach der Finanzkrise scheint eine wirkliche Stabilität des Finanzsystems nicht in Sicht zu sein. Risiken werden periodisch falsch bewertet und führen zu Boom-Bust-Zyklen. Ein stabileres Finanzsystem sollte kurzfristige Spekulationen erschweren, systemische Risiken begrenzen und das Vermögen gerechter verteilen.

Innovation Lab

INNOVATION LAB

Brauchen wir ein ganz neues Verständnis von Wirtschaftswachstum? Was wäre eine reale Alternative? Wie praktikabel sind Alternativen zum Bruttoinlandsprodukt, wenn es um die Messung von Wohlstand geht? Um diese und andere grundsätzlichere Herausforderungen geht es in dieser Sektion.

Globalisierung
für alle

GLOBALISIERUNG
FÜR ALLE

Nach drei Jahrzehnten schlecht gemanagter Integration ist die Globalisierung durch soziale Unzufriedenheit und den Aufstieg populistischer Kräfte bedroht. Es gilt dringend die negativen Nebeneffekte auf viele Menschen zu beheben - und klarer zu definieren, welche Herausforderungen auf lokaler oder regionaler, und welche über Grenzen hinweg angegangen werden sollten.

Europa
jenseits
der Märkte

EUROPA
JENSEITS
DER MÄRKTE

Das Europa der vergangenen Jahrzehnte wurde stark vom Primat der Wirtschaft und dem Vertrauen in die Heilungskraft der Märkte geprägt. Die Euro-Krise hat dies erschüttert. Seither wird gestritten, wie die Währungsunion vor neuen Paniken besser geschützt werden kann – und wie sich das Auseinanderdriften von Ländern besser verhindern lässt.

Corona-Krise

CORONA-KRISE

Die aktuelle Corona Krise ist mitunter die schwerste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit. ÖkonomInnen arbeiten intensiv an einer Milderung der wirtschaftlichen Folgen durch COVID-19. Es gilt eine zweite große Depression, den Zusammenbruch der Eurozone und das Ende der Globalisierung zu verhindern. Wir sammeln die wichtigsten Beiträge.