Quick & New –
der New-Economy-Ticker
Aktuelle Nachrichten, Debatten, Vorschläge und Entwicklungen zum neuen ökonomischen Denken auf einen Blick.
Die jüngste politische Einigung zwischen dem Rat und dem Europäischen Parlament hat neue Referenzwerte für Schulden und Defizite eingeführt, die jährliche Senkungen erfordern.
Eine Studie von NEF und ETUC hat die Haushaltsregeln mit den geschätzten Lücken bei den Sozial- und Umweltinvestitionen verglichen und festgestellt, dass unter den neuen Regeln nur Dänemark, Schweden und Irland ihren Investitionsbedarf angemessen finanzieren können. Selbst wenn die Zuschüsse aus der Konjunktur- und Resilienzfazilität über 2026 hinaus verlängert würden, wören mit Kroatien und Litauen nur zwei zusätzliche Mitgliedsstaaten in der Lage, die Mindestanforderungen für Sozial- und Umweltinvestitionen zu erfüllen. Damit alle Mitgliedstaaten ihren Verpflichtungen zu öffentlichen Investitionen in diesen Bereichen nachkommen können, wären zusätzliche 300-420 Mrd. EUR pro Jahr (entsprechend 2,1-2,9% des BIP der EU) erforderlich.
Geld für Infrastruktur senkt Stimmenanteile von Rechtspopulisten – zum Artikel
In vielen EU-Ländern sind die Umfragewerte rechtspopulistischer Parteien hoch – bei der Europawahl im Juni könnten sie triumphieren. Wirtschaftswissenschaftler haben erforscht, wie Regierungen gegensteuern können.
Das Nullsummen-Denken verhindert Lösungen – zum Artikel
Marcel Fratzscher, ZEIT Online, 12.04.2024
Der Neoliberalismus ist gescheitert, jetzt dominiert in Politik und Gesellschaft ein Nullsummen-Denken mit Gewinnern und Verlierern. Es ist Gift für den Zusammenhalt.
Juliana Kaplan, Business Insider, 09.04.2024
Angus Deaton erhielt 2015 den Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften. Der Wirtschaftswissenschaftler beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Verbraucherentscheidungen, Wohlfahrt, Ungleichheit und Armut. Jetzt überdenkt er einige seiner früheren Ansichten über Gewerkschaften, Freihandel und Einwanderung.
Unsinn und Schlechte Regeln im Bankwesen Bleiben Bestehen – zum Artikel (Paywall)
Anat Admati, Project Syndicate, 08.04.2024
Während die Banken und die politischen Entscheidungsträger, die sie unterstützen, behaupten, dass die Bankenregulierung dem Durchschnittsamerikaner schaden würde, beruhen diese Drohungen auf Unwahrheiten und Fehlinformationen. Einfachere, wirksamere Regeln würden die Banken dazu zwingen, sich mehr auf ihr Eigenkapital zu stützen und damit ihre Sucht nach Krediten zu überwinden.
Julius Betschka, Tagesspiegel, 11.04.2024
Eine Umfrage der Bertelsmannstiftung dürfte der Debatte um eine Reform der Schuldenbremse neuen Schwung geben. Dies verdeutlicht eine Mehrheit der Deutschen.
Financial Times, John Burn-Murdoch, 12.04.2024
Die wachsende Vermögensungleichheit zwischen den Dreißigjährigen könnte bald die Spannungen zwischen Jung und Alt verdrängen.
Dem Bericht zufolge sollte das derzeitige Paradigma der Finanzmarktpolitik erneuert werden, da es aktuell zu wachsender Ungleichheit beiträgt und einem gerechten Klimaschutz im Wege steht. Die Autoren stellen verschiedene Maßnahmen auf europäischer Ebene vor, von einer besseren Finanzregulierung, wie z.B. neue Haftungsregeln für Portfoliounternehmen, bis hin zur Eindämmung der Steuerhinterziehung durch die Ausweitung des Anwendungsbereichs der globalen Mindeststeuer auf Investmentfonds. Sie schlagen auch eine neue europäische Sozialtaxonomie vor, die sozial wertvolle Investitionen fördern könnte, und plädieren für die Durchsetzung von Auflagen bei staatlichen Subventionen.
Lesen Sie den vollständigen Bericht (auf Englisch) hier und die Zusammenfassung auf Social Europe hier.
Warum waren die Inflationsprognosen so falsch? – Artikel (Paywall, Englisch)
Willem H. Buiter & Ebrahim Rahbari, Project Syndicate, 01.04.2024
Um zu erklären, warum die Inflationsprognostiker der US-Notenbank und anderer wichtiger Institutionen in den letzten Jahren das Ziel verfehlt haben, ist es verlockend zu schlussfolgern, dass sie von unvorhersehbar großen Schocks überrascht wurden. Aber wenn die vorherrschenden Modelle nur funktionieren, wenn die Variablen relativ stabil sind, sind sie wenig hilfreich.
Drei wirtschaftliche Zombies, die es zu bekämpfen gilt – Kolumne (Paywall, Englisch)
Martin Sandbu, Financial Times, 04.04.2024
Schlechte politische Ideen, die erstaunlich weit verbreitet sind.
Warum die deutsche Wirtschaft tief in der Krise steckt – Artikel (Paywall)
Martin Greive, Handelsblatt, 04.04.2024
Die hohen Energiepreise seien schuld an der Wirtschaftsschwäche, heißt es oft in der Bundesregierung. Eine neue IWF-Analyse zeigt: Diese Erzählung stimmt nicht. Das Land hat tiefer liegende Probleme.
Können Politiker etwa nicht mit Geld umgehen? – Kolumne (Paywall)
Mark Schieritz, Die Zeit, 03.04.2024
Der Staat soll nicht zu viele Schulden anhäufen, deshalb gibt es die Bremse im Grundgesetz. Als würde die politische Klasse sonst hemmungslos mit Geld um sich werfen.
„Leben und Tod sind wichtiger als Geld“ – Interview mit Angus Deaton (Paywall)
Mark Schieritz, Die Zeit, 27.03.2024
Profitieren wir von Zuwanderung? Schafft Handel Wohlstand? Geht es den Amerikanern wirklich besser als den Deutschen? Der Nobelpreisträger Angus Deaton glaubt: In ihren Antworten auf diese Fragen irren sich die Ökonomen.
Arme Nationen schreiben ein neues Handbuch zum Reichwerden – Artikel (Paywall, Englisch)
Patricia Cohen, The New York Times, 02.04.2024
Exportorientierte Volkswirtschaften haben Millionen von Menschen aus der Armut befreit, aber die epochalen Veränderungen im Handel, in den Lieferketten und in der Technologie machen es jetzt viel schwieriger.
Wer hat Angst vor Preiskontrollen?
Tom Krebs & Isabella Weber, Project Syndicate, 26.03.2024
Obwohl Preiskontrollen seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine in großem Umfang eingeführt wurden, sind die meisten Wirtschaftswissenschaftler nach wie vor besorgt über diese Maßnahmen. Zwar ist der Aufbau von Puffervorräten an wichtigen Rohstoffen den Notmaßnahmen generell vorzuziehen, aber es ist besser, Zeit zu gewinnen, als zuzulassen, dass Versorgungsschocks unsere Volkswirtschaften in den Ruin treiben.
Wirtschaftsinstitute für „eine behutsame Reform der Schuldenbremse“ (Paywall)
Martin Greive, Handelsblatt, 27.03.2024
Um schneller aus der Krise zu kommen, sollte Deutschland die Schuldenobergrenze anheben, raten die Wirtschaftsforscher. Damit könnte sich der Spielraum im Extremfall fast verdreifachen.
Neun Zahlen geben Deutschland neue Hoffnung für die Konjunktur
Julian Olk, Handelsblatt, 25.03.2024
In diesem Jahr wird es für die Wirtschaft erstmal miserabel laufen. Das zeigt die neue Prognose der führenden Institute, deren Ergebnisse dem Handelsblatt exklusiv vorliegen. Doch es gibt eine Reihe von Anzeichen, dass die Erholung schon bald beginnt.
Wir müssen aufrüsten für den Wohlstand
Moritz Schularick, Spiegel, 27.03.2024
Deutschland ist derzeit nicht verteidigungsfähig, und die Wirtschaft lahmt. Der Staat sollte aus dieser Not eine Tugend machen und mit Ausgaben für Rüstung das Wachstum ankurbeln.
Europe’s High Noon
Harold James, Project Syndicate, 26.03.2024
Angesichts der erschöpften und überforderten Ukraine und der Tatsache, dass Russland eine Sicherheitsbedrohung für das Baltikum und Europa im Allgemeinen darstellt, ist eine diplomatische und strategische Koordinierung so notwendig wie nie zuvor seit dem Ende des Kalten Krieges. Doch die politischen Führer in Europa und den Vereinigten Staaten scheinen zu schwach zu sein, um sich dieser Aufgabe zu stellen.
Die Frau hinter Habeck
Gerald Traufetter, Spiegel, 27.03.2024
Im Auftrag des Bundeswirtschaftsministers reist Staatssekretärin Franziska Brantner um die Welt, um Rohstoffe für deutsche Unternehmen zu sichern. Sie soll die Abhängigkeit der Industrie von China reduzieren. Und stößt auf unerwartete Widerstände.
Die Welt erwärmt sich schneller als von Wissenschaftlern erwartet
FT Editorial Board, Financial Times, 24.03.2024
Die Welt erwärmt sich in einem Ausmaß, das nicht allgemein bekannt ist, und zwar in einem Tempo, das die Wissenschaftler nicht erwartet haben und, was alarmierend ist, nicht vollständig verstehen. Die Konzerne und Investoren im Bereich der fossilen Brennstoffe können es sich nicht leisten, die Warnungen zu ignorieren.
Der Faschismus hat sich verändert, aber er ist nicht tot
Martin Wolf, Financial Times, 26.03.2024
Die 1920er und 1930er Jahre waren eine andere Zeit, aber ein Kern traditioneller Haltungen besteht fort. Was wir jetzt erleben, ist nicht nur Autoritarismus. Es ist ein Autoritarismus mit faschistischen Zügen.
Der „Middle-Out“ Moment Ist Hier
Nick Hanauer & David Goldstein, Democracy Journal, Frühling 2024, No. 72.
(Ein Symposium mit Beiträgen von Nick Hanauer, David Goldstein, Felicia Wong, Todd Tucker, Heidi Shierholz, Jennifer Harris und vielen anderen).
Vor elf Jahren veröffentlichte diese Zeitschrift ein Symposium mit dem Titel „The Middle-Out Moment“, in dem eine neue Wachstumstheorie angepriesen wurde, von der noch niemand etwas gehört hatte. Heute hat jeder von der Middle-Out-Ökonomie gehört, aber die meisten Menschen wissen immer noch nicht genau, was das ist. In dieser Ausgabe greifen wir das Thema wieder auf: Wir nennen die Grundprinzipien, preisen die Erfolge an, räumen die Hürden und die Komplexität ein – und argumentieren dennoch unverblümt, dass dies die wirtschaftliche Zukunft ist, die das Land braucht.