Der deutsche Außenhandelsüberschuss - mit Matt Klein und Till van Treeck
2.09.2020
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SPRACHE
Englisch
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts galt Deutschland noch als der kranke Mann Europas. Hohe Arbeitslosenzahlen und eine wenig wettbewerbsfähige Wirtschfat konnten angeblich nur durch Deregulierungsmaßnahmen umgekehrt werden. Mit der Agenda 2010 verwandelte Gerhard Schröder zwar den Arbeitsmarkt in Deutschland zum schlechteren, doch anders als häufig behauptet, führten diese Reformen nicht zu einer derartigen Verbesserung des Wirtschaftsstandorts Deutschland der zu dem heutigen rieisgen Leistungsbilanzüberschuss führte.
Matt Klein erklärt, dass entscheidende Maßnahmen mit einem Anstieg der staatlichen Ausgaben schon zuvor begannen und dass die Agenda-Gesetze nur dazu geführt haben, dass die Deutsche Binnennachfrage zurückblieb und Deutschland Europas größten Niedriglohnsektor aufbaute. Während sich die Marktanteile der exportierenden Gewerbe im Rahmen weiterentwickelten, so argumentiert Klein, führte die geringe Binnennachfrage dazu, dass sich andere Staaten verschulden mussten, um die Deutschen Waren zu kaufen.
Auch Till van Treeck sieht problematische Entwicklungen und verweist vor allem auf die Steuerreformen zu Beginn der 2000er, die überwiegend Reiche und Unternehmensbesitzer bevorzugt haben. Mit der derzeitigen Auslegung der Erbschaftsteuer würden insbesondere Familienunternehmer steuerlich davon profitieren ihr Geld nicht zu investieren, sondern in ihren Unternehmen zu halten.
Trade Wars are Class Wars – der Titel des kürzlich erschienenen Buches von Matt Klein und Michael Pettis könnte deutlicher nicht sein. Die beiden Autoren führen Leistungsbilanzungleichgewichte und Globalisierungsprobleme auf Machtungleichgewichte und Ungleichheiten innerhalb und zwischen Volkswirtschaften zurück. In diesem New Economy Short Cut wird Matt Klein den Zusammenhang zwischen der wachsenden Ungleichheit in Deutschland und seinem massiven Leistungsbilanzüberschuss aufzeigen. Zur Vorbereitung finden Sie hier den Rückblick auf das Kapitel über Deutschland von Marc Adam. Eine Zusammenfassung eines kürzlich veröffentlichten Artikels von Matt Klein bei Makronom finden Sie ebenfalls hier.
Till van Treeck ist Professor und Direktor des Instituts für Sozioökonomie in Duisburg und ein ausgewiesener Experte, wenn es um die Zusammensetzung der deutschen Wirtschaft und den Kampf gegen den ausufernden Leistungsbilanzüberschuss geht. Im Auftrag des Forum New Economy arbeitet er derzeit gemeinsam mit Achim Truger und Jan Behringer an einer Studie, die sich mit eben diesem Thema befasst.