New Economy Short Cut & INET Debt Talk – Kommt jetzt der große Bankencrash?
23.02.2021
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SPRACHE
Englisch
Folgt auf die Coronakrise ein Zusammenbruch des europäischen Bankensektors?
Schon vor der Coronakrise war die Weltwirtschaft in Rekordhöhe verschuldet. Seit der globalen Finanzkrise sind die privaten und öffentlichen Schulden auf mehr als 250 Billionen US-Dollar angewachsen, etwa das Dreifache des globalen BIPs. Auf Grund der aktuellen Krise steigt die globale Verschuldung immer weiter. Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie unsere Volkswirtschaften, Gesellschaften und die Politik funktionieren. In dieser Folge haben wir uns mit der aktuellen Situation und den Aussichten für europäische Banken in und nach der Pandemie befasst, mit Ausfallrisiken und potenziellen Verlusten an den Kredit- und Anleihemärkten sowie mit den Auswirkungen eines Schuldenüberhangs auf Unternehmensbilanzen und zukünftige Investitionen.
Unser neunter Short Cut wurde in Kooperation mit der INET-Webinarreihe „Debt Talks“ veranstaltet. Es diskutierten Martin Arnold (Frankfurt Bureau Chief, Financial Times), Elena Carletti (Bocconi University) und Richard Vague (Acting Secretary of Banking and Securities, Commonwealth of Pennsylvania; The Governor’s Woods Foundation). Thomas Fricke moderierte die Sitzung gemeinsam mit INET Fellow Moritz Schularick (Universität Bonn).
Folgende Punkte wurden diskutiert
- Warum sind europäische Banken in einer viel schlechteren Verfassung als die amerikanischen Banken?
- Woran liegt das und was kann man dagegen tun?
- Sind Europas Finanzinstitute in der Lage, den Aufschwung zu unterstützen, oder steht das Schlimmste noch bevor?
- Wie sollte die europäische Bankenlandschaft in 10 Jahren aussehen?
Das Risiko einer Bankenkrise scheint geringer als 2008
Martin Arnold argumentierte, dass die Banken heute besser kapitalisiert sind als im Jahr 2008. Das Common Equity Tier 1 (CET1) lag im September 2020 bei 15,2% (gegenüber 14,4% im Jahr 2019). Dennoch merkte Arnold an, dass die Regierungen eine zentrale Rolle beim Schutz der Banken vor der Covid19 Wirtschaftskrise gespielt haben. Die besorgniserregendere Metrik, die man betrachten sollte, so Arnold, ist die Rentabilität. Während die Eigenkapitalrendite (ROE) im Jahr 2019 mit 5,2% bereits unter den Kapitalkosten der Banken lag, betrug die ROE im September 2020 nur noch 2,1%.
Banken müssen profitabler werden
Elena Carletti stimmte zu, dass das Hauptproblem, mit dem die Banken kurz- und langfristig konfrontiert sein werden, die Profitabilität ist. Auf der einen Seite sehen sich die Banken einer zunehmenden Konkurrenz durch FinTech-Unternehmen und Big Tech-Organisationen gegenüber. Carletti äußerte jedoch einen gewissen Optimismus und merkte an, dass die Banken große Schritte bei der Digitalisierung ihrer Prozesse und Infrastruktur gemacht haben. Andererseits wies Carletti darauf hin, dass die Banken einen Weg finden müssen, mit der großen Menge an notleidenden Krediten (NPLs) umzugehen, die durch die Covid19 Wirtschaftskrise entstanden sind.
Mehr Fokus auf Invsolvenzen und Schuldenbereinigung
Richard Vague argumentierte, dass die öffentliche Verschuldung, ob in der EU oder in den USA, nicht das dringendste Problem sei. Das Hauptproblem sei die private Verschuldung. Doch die Höhe der privaten Verschuldung ist in der EU unterschiedlich. Die Niederlande haben zum Beispiel eine höhere private Verschuldung als Frankreich, das wiederum eine höhere als Italien hat. Der Ausweg, so Vague, ist eine bessere Schuldenbereinigung. Dies wird die Bilanzen der Banken schneller bereinigen und ein klareres Bild der Wirtschaft zeichnen
Kommt mit Mario Draghi die Bankenunion?
Elena Carletti stimmte zu, dass es notwendig ist, den europäischen Rahmen für Insolvenzen auf europäischer Ebene zu harmonisieren. Martin Arnold fügte hinzu, dass eine Vollendung der europäischen Bankenunion ein großer Schritt nach vorne wäre und dass er optimistisch ist, was die Chancen auf echte Fortschritte an dieser Front angeht, da Mario Draghi, Italiens neuer Premierminister, um die Notwendigkeit der Vollendung der Bankenunion weiß.
Welche Rolle wird die EZB im Kampf gegen den Klimawandel spielen?
Schließlich diskutierten die Podiumsteilnehmer über die Rolle der EZB bei der Bekämpfung des Klimawandels. Der allgemeine Tenor war, dass die EZB ihre Käufe in nächster Zeit nicht auf „grüne Anlagen“ konzentrieren wird. Aber es gibt andere Dinge, die die EZB tun kann und sollte. Elena Carletti argumentierte, dass Änderungen in den Sicherheitenregeln für Banken, die die Risiken von braunen Vermögenswerten einbeziehen, einen großen Einfluss auf die Ökologisierung der Wirtschaft haben würden. Martin Arnold fügte hinzu, dass die EZB viel mehr in Bezug auf die Bankenaufsicht und Stresstests tun könnte.