UNGLEICHHEIT  |  BASIC PAPERS

Gefühlt oder real - Wie ungleich sind Vermögen in Deutschland verteilt? Eine Bestandsaufnahme auf der Basis neuer Erkenntnisse

von Xhulia Likaj und Thomas Fricke

VON

FORUM NEW ECONOMY

VERÖFFENTLICHT

13. NOVEMBER 2023

Driften die Vermögen in Deutschland auseinander? Und hat das Gefälle Ausmaße erreicht, die wirt- schaftlich wie gesellschaftlich problematisch sind? Diese Fragen lösen in Deutschland seit Jahren emotional geführte Streits aus. Dabei schien es lange Zeit selbst unter Wissenschaftlern und Wissen- schaftlerinnen keinen Konsens darüber zu geben, wie ungleich die Verhältnisse sind – und ob dies als Problem zu werten ist. Dass die Aussagen teils stark konträr ausfielen, lag dabei auch daran, dass es in den vergangenen Jahrzehnten keine amtliche Statistik dazu gab. In den vergangenen Jahren hat sich die Datenlage aber dank immer neuer Zuschätzungen von Forschern deutlich verbessert, und über Entwicklung und Ausmaß der Ungleichheit hat sich unter Experten zunehmend ein Konsens gebildet, ebenso wie zu den (geeignetsten) Messmethoden der Konzentration. Danach hat die Ver- mögenskonzentration in Deutschland seit 1990 und bis in die jüngste Zeit stark zugenommen und ist im internationalen Vergleich sehr hoch. In dieser Zeit hat die reichere Hälfte der Bevölkerung ihr Vermögen verdoppelt, vor allem dank steigender Kapitalerträge und Vermögenswerte. Dagegen hat sich der ohnehin schon geringere Anteil der unteren 50 Prozent am Gesamtvermögen nahezu halbiert. Dass die Vermögen in Deutschland damit international überdurchschnittlich ungleich verteilt sind, gilt selbst unter Berücksichtigung von Sonderfaktoren wie dem Vorhandensein einer gesetzlichen Rente, die von einigen als ein De-facto-Vermögen im Alter eingestuft wird. Dieses Paper soll einen Überblick über den Stand von Forschung und empirischen Befunden zur Verteilung von Vermögen in Deutschland geben.

ZUM THEMA UNGLEICHHEIT

KNOWLEDGE BASE

Das Gefälle zwischen Arm und Reich scheint selbst in einem Land wie Deutschland zunehmend den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden. Um den Trend umzukehren, ist es wichtig, die wirklichen Ursachen des Auseinandergehens von Einkommen und Vermögen zu verstehen.

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