DER STAAT | WORKING PAPERS
Wie kann der deutsche Leistungsbilanzüberschuss abgebaut werden?
von Jan Behringer & Till van Treeck & Achim Truger
VERÖFFENTLICHT
30. NOVEMBER 2020Abstract
Deutschland hat in den vergangenen fast zwei Jahrzehnten einen großen und anhaltenden Leistungsbilanzüberschuss erzielt. Wir überprüfen verschiedene theoretische Erklärungen für dieses Phänomen und schließen aus der empirischen Literatur, dass Deutschlands Außenhandelsüberschuss ein Ungleichgewicht widerspiegelt, das eine Bedrohung für die makroökonomische Stabilität sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene darstellt. Interessanterweise ist der Anstieg des deutschen Außenbeitrags größtenteils auf größere Finanzsalden des Unternehmenssektors und des Staates zurückzuführen, obwohl intertemporale allgemeine Gleichgewichtsmodelle die Rolle der privaten Haushalte bei der Bestimmung der nationalen Leistungsbilanzpositionen hervorheben. Während der Anteil der privaten Haushalte am Volkseinkommen seit Anfang der 2000er Jahre drastisch zurückgegangen ist, ging der entsprechende Anstieg des Einkommensanteils des privaten Unternehmenssektors und des Staates nicht mit höheren Ausgaben dieser Sektoren für Waren und Dienstleistungen in Prozent des BIP einher. Wir erörtern, wie der Außenhandelsüberschuss durch (eine Kombination aus) höherer öffentlicher und privater Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen und kürzeren Arbeitszeiten verringert werden könnte.